
Buchdoktor
Mika Thorwarth hat unvorstellbar langweilige Sommerferien vor sich; denn für das abgelegene Gutshaus seiner Großmutter und das benachbarte Naturschutzgebiet lohnte bisher Internetanbindung nicht. Mika ist schüchtern, ungewöhnlich klein, trägt einen Zopf und eine peinliche Narbe; ich stelle mir ihn als ideale Zielscheibe für den Spott fieser Klassenkameraden vor. Der fast 13-Jährige hat ein Talent in Situationen zu geraten, in denen er sich dumm fühlt. Seine Performance bewertet er selbst mit Leistungs- und Furchtbarkeits-Punkten. Als seine Großmutter in einem starken Gewitter ohnmächtig am Boden liegt und Mika sie ins Krankenhaus transportieren will, begegnet er dabei Charlotte Ronin, die ein an einem Walbauch hängendes Luftschiff steuert. Die faszinierende Welt des Steampunks mit seinen klappernden und knarrenden Fahrzeugen bleibt leider nur eine Episode. Mika gerät offenbar durch ein Portal in eine Welt, in der ein smarter Armreif im Alltag unerlässlich ist und in der er sein Talent für die Steuerung wunderlicher Roboter-Wesen entdeckt. Auch wenn er sich als Neuling hier mal wieder dumm findet, ist sein Gefühl für die Steuerung eines neunarmigen Nonopoden im aktuell angekündigten Wettkampf jugendlicher Robotiker begehrt. Als Leser:in könnte man allerdings hellhörig werden angesichts sozialer Kontrolle und Elitekult an der Hochschule, an die Mika offenbar geraten ist. Gerade Mika mit seinen Ängsten und seinem Bewertungszwang scheint zum willigen Opfer schwer durchschaubarer Entwicklungen zu werden. Nachdem im Mittelteil durchaus Fragen zu Maschinen, Figuren und Lebewesen offen bleiben, zieht die Spannung beim Wettkampf der Robotik-Teams gehörig an und Mika erkennt, welches auf dieser Reise sein persönliches Reiseziel und sein persönliches Portal gewesen sind. Fazit Vordergründig ein Abenteuer in einer fantastischen Welt, wirft „Immerland“ ethische Fragen auf zu sozialer Kontrolle in technisch entwickelten Gesellschaften, zu Sozialen Medien, Online-Gaming und Belohnungs-Systemen. Angesprochen hat mich besonders das Zauberlehrling-Motiv, das sich aus Mikas Entdeckung seines Robotik-Talents ergibt. --- Serieninfo: Band 2 „Der Ozean der Ewigkeit“ ist für 2026 angekündigt.