rumblebee
Bestes Infotainment Was für ein charmantes, liebevoll gemachtes kleines Buch! Und dabei auch noch lehrreich und unterhaltsam. Ein wirkliches Kunststück. Der Autor hat bisher schon mehrere Sachbücher über den Buddhismus verfasst. Diesmal widmet er sich einem Hobby, das ihn schon seit vielen Jahren umtreibt. Auf einem eigenen Blog „entlarvt“ er seit Jahren falsche Buddha-Zitate. Die klingen zwar oft recht schmissig, aber wenn man sie historisch und literarisch genau betrachtet, kann da etwas nicht stimmen. In einer Einleitung macht Bodhipaksa die Leser auf die Problemlage aufmerksam. Er stellt zum Beispiel mehrere Zitate vor, und fragt, welches davon nun vom Buddha sei. A oder B? Die Auflösung liefert er gleich mit, und es folgt der Aha-Effekt auf dem Fuße. Wenn man sich einmal tiefere Gedanken macht, kommt man oft von selber darauf, was hier nicht stimmen kann. Ferner stellt er in der Einleitung diverse Thesen auf. Warum werden Zitate dem Buddha zugeschrieben? Ist es Unkenntnis, oder Prahlerei? Es ist vieles. Es ist ein Symptom unserer Zeit, dass Zitate oft unkritisch weitergereicht werden. Man will gewisse Thesen „plausibler“ machen. Man weiß vielleicht nicht genug über den Buddha. Seine Thesen sind oft verwässert worden. Man verlässt sich auf fehlerhafte Übersetzungen. Es war spannend, sich Gedanken zu machen, wie in unserer Gesellschaft Meinungen erzeugt werden! Dann folgt der Hauptteil. Bodhipaksa nimmt 50 Zitate unter die Lupe, und weist jeweils nach, woher sie wirklich stammen, und wie sie auf angeblichen Buddha-Seiten gelandet sind. Es ist erstaunlich: Vieles stammt von eher zeitgenössischen Autoren, etliches auch von (christlichen!) Religionswissenschaftlern oder Predigern. Manches wurde aus hinduistischer Perspektive vereinnahmt – denn im heutigen Indien, wo der Buddhismus ja entstand, hat sich nun einmal der Hinduismus durchgesetzt. Einen besonderen Akzent setzt Bodhipaksa darauf, die Thesen des Buddha vom sogenannten „New Age“-Denken abzugrenzen. Was oft gar nicht so einfach ist – aber lohnend! Der Humor kommt im ganzen Büchlein dabei nicht zu kurz. So spielt er beispielsweise in Gedanken durch, was passiert wäre, hätte eine imaginäre Schriftstellerin („Ethel Fischbaum“) mehrere Zitate von sich gegeben, statt des Buddha. Oder er schlussfolgert – wenn Buddha-Zitate aufgrund romantisierender, schwärmerischer Übersetzungen verwässert werden, dann könne er selbst sich doch auch einmal an Shakespeare vergreifen…? Es folgt eine urkomische Verballhornung eines Shakespeare-Sonetts… („Shall I compare thee to a summer‘s day...“). Ich habe oft wirklich sehr gelacht! Wissen kann Spaß machen! In einem abschließenden Kapitel zieht er nun entsprechende Schlussfolgerungen. Was bedeutet all das für uns als Leser? Es sollte uns nicht entmutigen. Im Gegenteil kann die allgemeine Gemengelage eher dazu beitragen, unser Studium zu bereichern. Wir sollten zum kritischen Denken angeregt werden. Und wir sollten wieder mehr buddhistische Quellen lesen! So wird das Navigieren durch Kalendersprüche und Aphorismen zu einer Reise zurück zu den Ursprüngen. Dabei ist das Büchlein unbedingt auch für Nicht-Buddhisten geeignet, da es leicht zu lesen ist, und eben auch humorig, sowie literaturhistorisch lohnend. Hier wird gezeigt, wie heutzutage Information entsteht und weitergereicht wird. Das Buch ist noch nicht auf Deutsch erschienen, soweit ich weiß – das Sprachniveau ist sehr zeitgenössisch, und meiner Ansicht nach gut verständlich. Auch würde bei einer Übersetzung vermutlich der Humor leiden – also empfehle ich es unbedingt!