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sursulapitschi

Posted on 17.7.2025

Traurig und warmherzig Dieses Buch ist traurig und warmherzig gleichzeitig, sehr eigen, ziemlich japanisch und auf leise Art originell. Aki ist in Deutschland geboren, aber ihre Mutter Keiko kam einst aus Japan. Keiko ist inzwischen alt und dement, lebt im Pflegeheim und wird immer wunderlicher. Als Akis Großmutter plötzlich stirbt, beschließt sie, noch ein letztes Mal mit ihrer Mutter nach Japan zu fliegen. Es ist ein Wagnis, weil man nicht abschätzen kann, wie Keiko das verkraftet, aber es gilt: Jetzt oder nie. Ihr Zustand wird sich nicht mehr verbessern, diese Reise wird ein Abschiedsbesuch. In Japan treffen sie die ganze Familie, es wird erzählt, es kommen Erinnerungen hoch und die Großmutter hat sogar alte Briefe aufgehoben, die niemand je gesehen hat. Nach und nach erfährt man die ganze Geschichte dieser ungewöhnlichen Familie. Dem Geschehen zu folgen ist nicht ganz leicht. Es springt hin und her in den Zeiten, wie Gedanken nun mal sind. Mal erinnert sich Aki an ihre Kindheit, an ihre Mutter zu jener Zeit und kommt zum ersten Mal auf die Idee, dass eine Begebenheit aus Erwachsenensicht ganz anders bewertet werden könnte. Ein Onkel erzählt von der Großmutter, und Briefe bringen Details zu Keikos Anfangszeit in Deutschland. Warum lebt eine Japanerin in Deutschland? Warum hat ihr Mann sie verlassen? Wie kam sie mit den kulturellen Unterschieden zurecht? Aki selbst muss sich fragen, wie japanisch ist sie selbst eigentlich? Eine Gewissheit gibt es immerhin: Zu Krisenzeiten hilft immer eine Portion Onigiri, das ist Soulfood aus Japan und schmeckt nach Liebe und Zuhause, egal wo man gerade ist. Eine japanisch-deutsche Familie funktioniert durch Liebe und Toleranz, das klappt nicht immer, aber es ist möglich, das bekommt man hier sehr schön vorgeführt. Und zusätzlich bekommt man noch eine sanfte Lektion in Respekt vor dem Alter. Demente Menschen waren nicht immer so, das vergisst man leicht. Aki zeigt uns, wie fordernd es sein kann, mit dementen Menschen umzugehen, dass es sich aber lohnt, geduldig und liebevoll zu sein. Das Hörbuch liest Inka Löwendorf wunderbar einfühlsam. Bei so einer Geschichte ist es nicht leicht, die Balance zwischen Mitgefühl, Betroffenheit und Trauer zu finden, aber das schafft sie meisterhaft und spricht sogar noch zwischendurch Japanisch. Ich bin beeindruckt. Es dauert 6 Stunden und 8 Minuten.

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