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elisabethdietz

Posted on 14.12.2018

Ich fühle mich mit Anfang dreißig viel zu jung, um das zu sagen, aber: Die Welt, wie wir sie wahrnehmen, hat sich in den letzten Jahren viel zu schnell verändert. Ich öffne morgens meinen Browser, lese von der letzten Amokfahrt, dem aktuellen Genozid, der letzten weltfremden, menschenverachtenden Äußerung eines beliebigen Politikers, sehe die Kommentare unter den Artikeln und wende mich ab. Ich bin müde. Aus Müdigkeit schweige ich, und Schweigen ist eine Bestätigung des Vorgefundenen. Diejenigen, die mir Sorgen machen, sind bekannt dafür, dass auch sie sich Sorgen machen. Der Risikoforscher Ortwin Renn analysiert die Angst und ihren Einfluss auf unsere Gesellschaft. Er beobachtet „ein tiefes Misstrauen in die Problemlösefähigkeit der Politik, in die Fairness der Wirtschaft und die Unabhängigkeit der Wissenschaft.“ Viele Menschen sind verunsichert darüber, welche Normen und Werte verbindlich gelten und welchen Informationsquellen sie trauen dürfen. Populisten und Verschwörungstheoretiker nutzen diese Angst für sich: Angst lässt sich in Geld übersetzen, in Gehorsam und in Aggression. In diesem Buch analysiert Renn die Mechanismen, die Angst und Desorientierung begünstigen, und gibt dem Leser Methoden an die Hand, um sich zwischen widersprüchlichen Informationen und Interessen zurechtzufinden. Leider werden der akademische Stil des Autors und ein Mangel an Sichtbarkeit bei Rowohlt rotation bewirken, dass gerade diejenigen, die dieses Buch am meisten brauchen, es nicht lesen.

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