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marcello

Posted on 7.7.2025

Um „Never Trust Your Fake Husband” von Ally Carter bin ich ein wenig herumgeschlichen. Das Cover sah schon sehr süß aus, Paris ist auf jeden Fall ein tolles Setting, aber restlos überzeugt war ich nicht sofort. Letztlich habe ich es als Hörbuch genommen, weil ich mir eine angedeutete Action-Handlung so mit noch mehr Tempo gut vorstellen konnte, als es selbst zu lesen. Die Entscheidung war schon sehr clever. Denn das Buch bietet extrem viel in der Handlung an. Es gibt sehr ruhige Momente, es gibt richtige Action, nicht nur ein bisschen Larifari, sondern richtig auf den Putz gehauen, dann echten Humor. Dementsprechend war das fast schon wie ein Theaterstück stellenweise und das wurde durch das Hörbuch gut zum Leben geweckt. Johanna Zehendner und Tim Gössler haben für mich Zoe und Sawyer (warum steht auf dem Klappentext eigentlich Jake, so durchgängig wie er mit seinem Nachnamen benannt wird?) wunderbar zum Leben erweckt. Ein großer Pluspunkt war dabei auch die Reife der Stimme. Das hier ist kein NA, geschweige denn YA, dementsprechend haben die Stimmen für mich das Erwachsene des Buchs aufgegriffen. Es war alles sehr harmonisch. Angesichts meiner gewissen Zweifel, was mich wohl erwarten wird, war der Einstieg schon etwas seltsam, was ich dem Buch aber keinesfalls negativ auslegen würde, weil es im Gesamten Sinn ergibt. Aber erstmal eine Frauenrolle zu haben, die von sich selbst nicht weiß, wer sie ist und schwupps, steckt sie mitten im Überlebensmodus. Das war mal ein Einstieg. Nach und nach habe ich dann gut ein Gefühl für die Geschichte entwickelt und diese bleibt einfach bis zum Ende ein Überraschungsbonbon. Denn es ist echt schwer, ein Wort zu finden, was alles umfasst. Das Positive dabei ist auch, dass Carter alle Bereiche gut beherrscht. Der Humor passte für mich. Zoe war zwar manchmal arg naiv, aber die Ausgestaltung von ihr passte gut auf den Verlauf. Zumal sie mit ihrer Art, die Sawyers Beschützerinstinkt weckt, dennoch dann immer wieder bricht, indem sie sich als sehr selbständig und clever erweist. Aber durch die Gegensätze der beiden wurde es oft sehr, sehr lustig. Genauso passte aber auch, mit den beiden hinter ihre Fassade zu blicken. Wer ist Zoe, was ist ihre Geschichte, aber umgekehrt, warum hat Sawyer den Job, was treibt ihn an, was trägt er mit sich immer schon herum? Da war viel tief zu entdecken. Der Hauptteil bleibt aber die Action und genau das ist der Punkt, dass ich die volle Punktzahl nicht geben kann. Auch wenn es durch das Hörbuch extrem verbessert wurde, aber es passiert so extrem viel, dass ich mehrfach dachte, das will ich jetzt gerne als Film sehen, damit es die volle Wirkung entfaltet. All die Flucht- und Kampfszenen, die sind zwar gut beschrieben, aber ich habe immer etwas eine Barriere im Kopf. Das Ganze als Film, ich wäre wahrscheinlich hin und weg, aber so war es manchmal schwierig für mich, alles richtig miteinander zu verbinden. Wo sind wir gerade, was passiert da jetzt und was könnte kommen? Das ließ sich nur schwer zusammensetzen. Aber das ist wie gesagt ein sehr individuelles Problem, die meisten Leser werden damit keine Probleme und den eigenen Film vor Augen ablaufen haben. Fazit: „Never Trust Your Fake Husband” ist für mich auf jeden Fall frisch, zumindest in den Trends des aktuellen Buchmarkts. Es war für meine eigene Vorstellungskraft etwas zu actionlastig, da wäre es als Film viel genialer gewesen. Aber die wilde Mischung aus allem und dass es als Hörbuch ein wilder Ritt wurde, das war schon sehr unterhaltsam.

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