Profilbild von schnaeppchenjaegerin

schnaeppchenjaegerin

Posted on 5.7.2025

Die 37-jährige, namenlose weibliche Hauptfigur ist erfolgreiche Musikmanagerin, deren Gesicht zuletzt auf dem Cover der VOGUE-Business zu sehen war. Hinter der schönen Fassade ahnt niemand, dass sie mit psychischen Problemen zu kämpfen hat. Zudem ist ihr Vater kürzlich an Krebs gestorben, was ihre Mutter nur schwer verwunden hat. Als sie dann auch noch eine niederschmetternde Nachricht erhält, die sie ihre Zukunft noch düsterer sehen lässt, nimmt sie sich eine Auszeit und fährt an den Ort, wo sie aufgewachsen ist. Dort war sie eine der drei Furien, eine Clique von drei 17-jährigen Mädchen, die an der elitären Schule Außenseiterinnen waren. Die impulsive Meg litt unter der alkoholkranken, desinteressierten Mutter, die schüchterne Tess unter einem prügelnden Vater und einer wehrlosen Mutter und sie selbst, mit dem Spitznamen Alec, an den ärmlichen Verhältnissen als Tochter von Einwanderern. Dort verliebte sie sich auch in den schönen Romain und den trifft sie nun 20 Jahre später wieder. Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen aus der Sicht von Alec, wobei die Vergangenheit auf der Grundlage ihres Notizbuchs aus der Zeit als Teenager wiedergegeben wird. Von den drei Furien war Meg die dominante, die so voller Wut war. Ihre Schimpftiraden richteten sich gegen patriarchale Strukturen und ihre Rachegelüste gegen Lehrer, Väter und Männer, die Grenzen überschritten. Gleichzeitig liebte sie es zu provozieren und Männer herauszufordern. Alec hingegen war frisch verliebt, auch wenn ihr der Klassenunterschied zu dem reichen Romain Probleme bereitete. 20 Jahre später fühlt sich Alec innerlich leer und kehrt dorthin zurück, wo sie etwas zurückgelassen hat, was sie in der Gegenwart nicht mehr erreichen kann. Neben quälenden Erinnerungen hat sie Megs Stimme im Ohr, die weiterhin auf Rache aus ist. Durch Andeutungen ist frühzeitig zu erahnen, was sich in der Vergangenheit ereignet hat und die bittere Parallele zur Gegenwart zu erkennen. Spannend bleibt dabei, was sich Alec von ihrer Reise in die Vergangenheit erhofft und welche Rolle Romain darin spielt. Die Geschichte ist furios, bitter, traumatisch und brutal. Sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit werden leidenschaftlich Grenzen überschritten, überwiegend aus Wut statt aus Liebe. Sie handelt von Depressionen, Alkoholismus, Gewalt, Vernachlässigung, Suizid, Demenz, Einsamkeit und unerfülltem Kinderwunsch. Die Themen gehen dabei fließend ineinander über, so dass sie selbst bei der übersichtlichen Anzahl an handelnden Personen nicht zu viel sind. Aus der Ich-Perspektive erscheint sie zudem eindringlich und authentisch und lässt die Frage offen, ob aufgrund der Anonymität autobiografische Züge enthalten sind. Enttäuschend ist jedoch das idealisierte, träumerische Ende, das im Vergleich zu dem sonst so mutigen Buch nicht stimmig wirkt.

zurück nach oben