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renee

Posted on 3.7.2025

Resümee Ein Arbeitsleben in Helsinki. Der Journalist Jonas blickt auf dieses Arbeitsleben zurück, denn jetzt ist er pensioniert. Er, der Ernährer der Familie, der väterliche Gott. Zumindest in seiner Selbstbetrachtung ist er dies. Seine erwachsenen Töchter möchten, dass er auf den Finnland vorgelagerten Schären den Sommer verbringt, mit ihnen zusammen. Hier auf den Schären gelingt diesem Journalisten Jonas dennoch einmal ein ehrlicher Blick auf sein Leben, natürlich wird dieser Blick auch durch die Töchter ermöglicht. Aber nicht nur. Auch Jonas muss ehrlich zu sich selbst sein, muss seine Arbeit, muss die Gewichtung der Arbeit vor der Familie, muss die Gewichtung der eigenen Interessen vor den Interessen der eigenen Familie formulieren. Dies ist natürlich nicht schön für unseren Jonas, aber er tut es schließlich. Ist ehrlich zu sich selbst und gewinnt über diese Ehrlichkeit zu sich selbst ganz neue Sichten. Die ihm ein neues Leben, einen Neuanfang ermöglichen, auch wenn dieser Neuanfang sehr spät kommt, fast zu spät, aber gut, eigentlich könnte man ja auch damit zufrieden sein, dass diese neuen Sichten, diese Einsichten überhaupt kommen, in unserer patriarchal tickenden westlichen Welt. Was Jonas schließlich ebenso zu diesen Gedanken bringt, ist vielleicht sein Blick auf die eigene Endlichkeit, sein Blick auf sein Nichtfunktionieren. Jonas ist Journalist, er schreibt, sein Tanz mit den Wörtern, mit den Sätzen ist natürlich berufsbedingt wichtig, sehr wichtig. Generierte doch ein stilistisch, künstlerisch und inhaltlich passender Tanz mit den Wörtern bisher seine monetären Zuwendungen. Doch dieser Tanz ist nun erschwert. Dieses Spiel, dieser Tanz mit den Wörtern fällt Jonas schwerer, die Worte kommen nicht mehr so einfach und so schnell. Was ihn natürlich verunsichert. Und auch ängstigt. Wie das jedem von uns ergeht und ergehen wird. Nun muss dieser Tanz mit den Wörtern nicht mehr das Geld für den Pensionierten einbringen. Diese Sorge ist Jonas also los. Dennoch kommt er an den Rand seines Tuns hier auf Erden und dies lässt natürlich auch Blicke zurück zu. Blicke, die für Jonas schmerzlich sein müssten und nach und nach auch zu diesem Schmerz werden. Tove Jansson schafft es in diesem sehr dünnen, nur 95 Seiten umfassenden Buch einen intensiven Blick auf diesen Jonas zu werfen. Nun ist Jonas für mich natürlich kein Sympathieträger, dennoch stößt mich das Buch und das Tun der Hauptfigur nicht vollkommen ab. Was für mich schon etwas herausragend ist, denn solch einem Charakter würde ich im wahren Leben keinen Blick widmen, keine Sekunde zuteilen. Hier im Buch habe ich mich aber mit Jonas befasst und dies geschah auch nicht ungern.

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