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renee

Posted on 3.7.2025

Neuordnungen Alexander Höch kommt aus dem Krankenhaus wieder nach Hause. Zumindest möchte er dies. Doch seine Frau Eva quartiert ihn erst einmal in der Wohnung seines Bruders Georg ein. Er hat eine Chemotherapie hinter sich, ist angegriffen, verletzt und sinniert natürlich zu seinen Lebensfragen. Alexander wollte in ein Zuhause, in sein Zuhause, was anscheinend etwas in Mitleidenschaft gezogen ist, wird doch sein Haus gerade einer Grundsanierung unterzogen. Was ihm als Grund serviert wird in der Wohnung des Bruders einzuziehen, aus der Sorge heraus, ist er doch nach der Chemo angreifbar. Und natürlich hinterfragt Alexander dies. Was ja auch nachvollziehbar ist! Abgelenkt von seinem eigenen Drama wird Alexander von den Krähen in den Platanen der Nachbarschaft. Zu diesen Krähen empfindet er eine Verbundenheit. Doch treffen diese Krähen in der Umgebung nicht nur auf Liebe und Zustimmung. Es gibt auch menschliche Bewohner der Gegend, denen die Krähen ein Dorn im Auge sind, die sich viele Maßnahmen einfallen lassen, um diese Krähen zu vertreiben. Unter ihnen auch die Nachbarin Melitta Miller, eine Nachbarin, die dazu auserkoren wurde, immer mal wieder nach Alexander Höch zu sehen. Diese sieht es gar nicht gern, dass Alexander Höch sich anscheinend für die Krähen interessiert. Denn diese Krähen versinnbildlichen für Alexander Höch so einiges. Sollen sie doch aus ihrem Zuhause vertrieben werden, wie auch Alexander sich aus seinem Zuhause vertrieben sieht. Lassen sie doch Federn bei den Vertreibungsaktionen, wie auch der nun haarlose Alexander ja jetzt auch Federn gelassen hat. Und so erzählt Christina Walker in „Kleine Schule des Fliegens“ von Alexander Höch und seinen Fragen, die in symbolhafter Weise auf das tierische Umfeld in der Stadt bezogen werden. Wohin fliegen die Krähen? Bleiben sie standhaft und/oder sesshaft, überstehen sie die Vertreibungsversuche oder suchen sie sich neue Wege, ein neues Zuhause? Fliegen sie? Und was macht Alexander? Fliegt er, flieht er, findet er?!?! Ein wirklich interessantes Buch, das ich sehr gern gelesen habe. Nun lässt mich „Kleine Schule des Fliegens“ nicht lichterloh in Flammen aufgehen. Ich empfinde nicht so die Verbindung zur Hauptfigur. Aber diese symbolhafte Art des Schreibens fand ich erfrischend und den Humor, der in der Schreibe liegt, fand ich absolut gelungen. Sind es doch etwas schwere Thematiken, die hier in dem Buch behandelt sind. Dennoch schafft es Christina Walker diese Handlung leichtfüßig in Worte zu fassen und auch spannend zu gestalten. Ein Buch zum Sinnieren über das Leben und die Leidenschaften, die uns in Beschlag nehmen. Ein Buch über das Weitermachen, über das Warum und über das Vielleicht. Ein Buch, das unser Menschsein, unser Menscheln unter die Lupe nimmt. Und ein Buch, welches genauso den Umgang mit unserer tierischen Nachbarschaft thematisiert. Ein Tier ist nur nützlich, wenn es dem Menschen etwas bringt. Ansonsten muss es weg. Genauso wie der Mensch manchem menschlichen Pendant nur nützlich ist, wenn er/sie etwas von ihm hat. Ansonsten muss auch der Mensch weg. Aber mal noch ein weiterer Gedanke zu dem Buch. Was ist, wenn die gesamte Menschheit verschwindet? Weinen die tierischen Bewohner dann und trauern uns nach?!?! Oder fliegen sie einfach weiter?

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