
marcello
Anabelle Stehl ist mit einer neuen Reihe zurück und „Novel Haven“ ist im Gaming-Bereich angesiedelt. Ich habe damals die Ankündigung von Lyx mitbekommen und während ich sofort dachte, das passt auf die Autorin wirklich genial, war ich doch etwas skeptisch, wie es mir wohl gefallen wird. Ich bin keine klassische Gamerin, aber da unsere Protagonistin Lara Cozy Games (genau meins!) macht, hat es dann doch wieder gepasst. Mit dem Auftakt zu „Novel Haven“, das in London und Umgebung spielt, haben wir den Bogen zur „Worlds“-Reihe geschlagen und tatsächlich gibt es auch Easter Eggs, was ich sehr gut fand. Ansonsten sind wir aber in einer völlig neuen Welt und mit Lara und Luca haben wir gleich zwei Figuren, die jeweils für ein Spielestudio arbeiten und für ihr entwickeltes Spiel auf den großen Durchbruch hoffen. Auch wenn die beiden an sehr unterschiedlichen Games arbeiten, so war doch bei beiden sofort zu merken, dass sie den Job aus sehr ähnlichen Gründen lieben. Ich habe diese Verarbeitung mit Spielen tatsächlich weniger, aber Bücher und Serien sind für mich genau aus den Gründen wichtig und würde ich selbst schreiben, wäre das auch meine Motivation. Dementsprechend konnte ich mich mit beiden früh identifizieren. Ich empfinde sie aber auch ansonsten als sehr feine Menschen, die jeweils auch schon ein schlimmes Erlebnis hinter sich haben, sodass sie anders auf die Welt blicken, das aber gleichzeitig auch als Motivation nehmen, wie man mit anderen umgeht. Auch wenn es ganz klar Antagonisten gibt, die auch wichtig für die Handlung sind, aber alles in allem habe ich bei dem Figurenrepertoire ein tolles Gefühl bekommen. Ob es nun Maleek ist oder bei Lara ihre Freundinnen Aria und Nataly, dazu ihr ganzes restliches Team, das war nicht nur cozy game, sondern cozy Grundstimmung. Der Handlungsverlauf ist auch geschickt gewählt. Der Wettbewerb für die Finanzspritze, der über mehrere Runden geht und damit die Figuren über einen größeren Zeitraum wiederholt zusammenbringt, der war eine gute Idee. Hier konnte Stehl sich als Gamerin auch wahnsinnig gut ausleben. Auch wenn ich mir nicht immer alles so genau vorstellen konnte, aber man hat die Liebe zum Detail gemerkt. Man hat auch gesellschaftliche Themen aus der Szene gut aufgearbeitet bekommen. Der Wettbewerb, der Sexismus und vieles mehr. Hier wurde ein Themenfeld bedient und auch konsequent bedient. Das ist nicht so selbstverständlich, wie man jetzt meinen könnte, von daher bin ich da dankbar. Ich fand es auch spannend, dass wir zwischen den Studios von Lara und Luca den Disput haben. Da Sophia im Gegensatz zu Hank direkt viel sympathischer ist, habe ich mich früh positioniert gesehen und dennoch war es geschickt gemacht, dass wir Hank eigentlich fast nur als Lucas Perspektive erleben, sodass es schwierig ist, ihn vollends einzuschätzen. Somit war die finale Lösung auch keinesfalls zu erwarten und war ein kleiner Wendungs-Bonus. Ich bleibe insgesamt dabei, dass Stehl für mich nicht unbedingt die leidenschaftlichsten Liebesgeschichten schreibt. Das Verlieben ist bei ihr immer einfach, was es oft genug auch sein kann, aber ich lese es lieber etwas anders. Dennoch bin ich eine treue Leserin von ihr, weil sie drum herum immer noch wesentlich mehr anbietet. Das sind so wichtige Themen, das ist hier die Themenwelt, in der ich mich trotz Skepsis eingefunden haben und es ist gute Charakterarbeit. Denn die Schicksale von beiden sind speziell, sie werden aber nicht nur genutzt, um Lara und Luca interessant zu machen. Nein, es wird auch aktiv mit gearbeitet. Auch das sorgt für noch einige spannende Aspekte im Handlungsverlauf. Zudem macht der erste Band auch schon sehr Lust auf Natalys Geschichte. Sie ist zu Lara so anders und dementsprechend wird der Kontrast herrlich sein. Fazit: Ich war mir im Vorfeld nicht ganz sicher, wie mir „Novel Haven“ gefallen wird, aber es hat sich gelohnt. Die Gaming-Welt hat sich als tolles Setting entpuppt, ich mochte die Figuren, die man auch mögen sollte, sehr. Es gab was zum Mitfiebern und Miträtseln und damit war ich schon sehr zufrieden und bin leicht durchgeflogen.