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marcello

Posted on 27.6.2025

Während gerade alle „Atmosphere“ von Taylor Jenkins Reid lesen, habe ich mich auf „Maybe in Another Life“ gestürzt, das bereits 2015 im Original veröffentlicht wurde und auch das deutsche Publikum konnte 2017 schon bei Diana eine Übersetzung bekommen. Ullstein als neue Buchheimat der US-Amerikanerin hat sich die Rechte nun gesichert, weil Reid inzwischen ein ganz anderes Renommee hat. Dementsprechend habe ich das gleich mal genutzt, um ein älteres Werk von ihr zu lesen. Auch wenn ich wahrlich nicht alle Bücher von Reid gelesen habe, aber oft bekommt man doch ein Gefühl für eine Autorin. Aber hätte auf „Maybe in Another Life“ nicht Taylor Jenkins Reid drauf gestanden, dann hätte ich das wohl niemals vermutet. Vergleiche mit Daisy Jones & The Six“ wären eh schwierig, aber selbst „Malibu Rising“ ist einfach anders. Aber diese Unterschiede sind dennoch nicht schlecht, denn ich finde „Maybe in Another Life“ ist auch ohne Ähnlichkeiten ein empfehlenswertes Buch. Ich hatte mich vorher mit dem Klappentext gar nicht so sehr beschäftigt, mir ging es rein um die Autorin. Dementsprechend hat es mich schon gecatcht, dass der Titel Programm ist und wir uns thematisch mit alternativen Realitäten beschäftigen. Hatte ich im Buch-, Serien- und Filmbereich alles schon. Also nicht neu, aber dennoch finde ich es immer wieder interessant, wie man es lesen kann und was man damit letztlich aussagt. Wir haben als Protagonistin Hannah, die uns gleich mit der ersten Flugreise als sehr empathischer Mensch vorgestellt wird. Wir erleben sie aber auch rastlos, wir erleben sie nach dem größten Fehler ihres Lebens, dass sie die Beziehung mit einem verheirateten Mann weitergeführt hat, nachdem sie von seinem Beziehungsstatus herausgefunden hat. Sie flüchtet zurück nach L.A., dorthin, wo sie am ehesten so etwas wie Heimat gefunden hat, weil dort ihre beste Freundin Gabby lebt. Die Frauenbeziehung ist ein großer Anker und hat mir sehr gut gefallen, weil die beiden wirklich bedingungslos füreinander da waren. Dazu haben wir die alte Jugendliebe Ethan und die große Frage, nochmal ein Versuch oder doch nicht? Genau dort setzt dann ein, dass wir Hannahs Leben in zwei Versionen aufsplitten. Einmal mit einem Ja zu Ethan und einmal mit einem Nein. Mir hat die Erzählweise danach gut gefallen. Kapitelweise springen wir in Version 1, dann in Version 2. Das hat schon Spannung erzeugt, weil ich auf beiden Ebenen wissen wollte, wie geht es jetzt weiter? Und auch wenn es kein Krimi war, aber es gab eine Sogwirkung, auf jeden Fall. Und das Beste war eben tatsächlich, dass ich bei keiner Version sagen konnte, die gefällt mir grundsätzlich besser als die andere. Es gab bei beiden High- und Lowlights, wie das echte Leben es immer bereit hält. Ich fand auch extrem interessant, es große Parallelen gab und auch Aspekte, die völlig unterschiedlich waren. Das hat für mich gut zu der Vorstellung gepasst, dass wir alle feste Anlagen in uns tragen, die uns sehr beeinflussen, aber letztlich haben wir immer eine Wahl. Manches ist vorherbestimmt, anderes haben wir in der Hand. Das war nicht nur an Hannah festzustellen, sondern an den anderen wichtigen Figuren in ihrem Leben auch. Etwas riskant fand ich die Liebesgeschichten in beiden Versionen. Ich bin Romantikerin. Dementsprechend mochte ich hier eine dann doch deutlich lieber. Es wurde auch viel über Seelenverwandtschaft geredet und dazu passten Reids Entscheidungen als Autorin nicht. Aber richtig gestört hat es mich nicht, weil am Ende hat jeder seine Überzeugungen. Ich fand es auf jeden Fall gut, dass es sich am Ende nicht auflöst und wir eine echt passende Erklärung bekommen, die keine Fragen mehr offen lässt. Ob wir dann alle nach dem Buch uns verschiedene Versionen unseres Lebens vorstellen? Fazit: „Maybe in Another Life“ ist für mich zwar keine absolute Wow-Lektüre, aber eine wirklich gute Unterhaltung. Die Grundidee ist unterhaltsam und lässt einen auch privat nicht los. Die Erzählweise ist geschickt, man will immer nur weiterlesen. Dementsprechend: Taylor Jenkins Reid hatte es auch schon vor ihrem großen Durchbruch echt drauf.

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