
marcello
Nachdem ich im Februar mit „Mismatch“ Laura Willud erstmals kennengelernt habe, wollte ich bei „Foul Play“ jetzt doch direkt wieder zuschlagen. Da ich in meiner Rezension geschrieben hatte, dass ich sehr viele gute Ansätze sehe, aber auch noch Potenzial nach oben, wollte ich das jetzt natürlich überprüfen. Vielleicht war es nur nicht clever, so einen Test ausgerechnet dem Buch zu unterziehen, auf das ich aufgrund des Paares nur halbbegeistert war. Auf Lori hatte ich richtig Lust. Sie hatte als beste Freundin von Joyce schon ihre tollen Momente und dementsprechend konnte ich mir denken, dass sie so eine Geschichte gut tragen kann. Bei Joshua dagegen? Naja… Er war schon sehr gewöhnungsbedürftig. Auch wenn ich absolut für zweite Chancen bin und es auch gerne sehe, wenn sich Figuren entwickeln und reifen, so ist das natürlich trotzdem schwierig, wenn man so eine unnahbare Figur wie Joshua hat, die nur sich selbst sieht und sich unfassbar behäbig nur öffnen kann. Ich habe „Foul Play“ wieder als Hörbuch gehabt und muss sagen, die Wahl von Fynn Engelkes als Joshua hat irgendwie gepasst, nur leider im negativen Sinne. Ich fand sie zum Lauschen sehr anstrengend, teilweise auch lispelnd und die ganze Emotionsbandbreite hat dann ideal zu Joshua gepasst, denn was soll ich sagen? Ich habe kaum eine Entwicklung gesehen und ihn als Figur immer wieder verflucht. Bevor ich darauf noch etwas genauer eingehe, will ich aber betonen, dass die Kritik für Regine Lange keinesfalls gilt. Sie war für mich eine tolle Lori! Kommen wir aber wieder zu Joshua. Beim ersten Band hatte ich kritisiert, dass der Sport etwas zu kurz kam, obwohl Basketball von beiden Rollen aus wichtig war. Hier haben wir eigentlich nur Joshua, der für den Sport lebt, während Lori sich am liebsten weit fernhält und dennoch war es sehr, sehr dominant. Das war also positiv und dabei bleibe ich auch, selbst wenn es aus Joshuas Sicht war. Mit ihm sind wir oft im Training und in den Spielen mitten drin. Das war schon mitreißend, weil unweigerlich Emotionen aufkommen. Auch die Verantwortung als Kapitän etc., das waren alles Aspekte, die durchaus funktioniert haben. Aber Joshua war durchgängig so verbissen, so kühl nach außen, so rechthaberisch und gegenüber Lori sehr unfair, indem er ihr Leben ständig beeinflusst hat, obwohl er dazu kein Recht hat. Vor allem finde ich auch, dass seine Gefühle wegen des Basketballs so dominant sind, dass seine Gefühle für Lori sich nicht richtig erklären. Ja, da gab es mal einen Kuss, aber eigentlich merkt man, dass der Sport immer die Nummer 1 ist. Ich fand das für eine Liebesgeschichte schwierig. Umgekehrt fand ich dann aber gut, dass Lori nicht blind verliebt ist und Joshua in allem bestärkt und gut findet. Sie hat nicht mit Kritik gespart, sie hat einen guten Blick auf ihn und seine Persönlichkeit. Aber zusammen erklärt das noch weniger, warum diese beiden zusammengehören. Ich fand auch die Handlungsentwicklung nicht ideal. Nehmen wir alles zum Basketball und zur Entwicklung der Saison raus, denn das war gut, aber das organisierte Event für die Kinder, der Erste-Hilfe-Kurs und was die beiden noch eng zusammenbringen sollte, das war was wenig, auch weil Joshua auch hier erst spät aufwacht und zuvor vieles mit seiner Art extrem anstrengend macht. Es ist am Ende süß aufgegangen, das ja, aber ich hätte es mir für die Handlung dominanter und hilfreicher für Joshuas Entwicklung gewünscht. Jetzt haben wir die beiden noch jeweils in ihren Familiensituationen und beides ist nicht einfach. Es gab gute Ansätze der Aufarbeitung, aber letztlich bremste es doch ab. Bei Joshua war es irgendwann gar kein Thema mehr, bei Lori kam immerhin eine Ansage, aber dann auch fertig. Ich finde es schon richtig, dass man aufzeigt, dass es nicht für alles ein Happyend gibt, aber gerade weil beide in ähnlichen Situationen steckten und Joshua sogar immer wusste, was Lori am besten tun sollte, es aber selbst nicht getan hat, hätte ich mir bei einem von beiden eine Art Auflösung erhofft. Fazit: „Foul Play“ war leider nicht das Buch, was mir aufgezeigt hat, dass Laura Willud das Potenzial, was ich in ihr sehe, ausbauen kann. Das lag aber ganz gewaltig an Joshua, der in Band 1 schon so angelegt war. Aber auch wenn wir in seinen Kopf schauen konnten, es wurde leider nicht besser. Ich fand ihn höchst unsympathisch und somit hat der Kern, die Liebesgeschichte, für mich nicht funktioniert. Dafür war diesmal Basketball gut, ausreichend und sinnig ausgebaut. Da sehe ich also eine Entwicklung, aber alles andere muss warten. Jetzt brauche ich was anderes von Willud, denn das Potenzial sehe ich durchaus weiterhin.