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schnaeppchenjaegerin

Posted on 18.6.2025

Die Partnervermittlung AMOR verspricht, dass Kunden spätestens nach dem sechsten Date ihr perfektes Match finden werden. So erhofft es sich auch Lana kurz vor ihrem sechsten Date mit einem Kandidaten von AMOR. In derselben Nacht wird sie ermordet. Das BKA nimmt die Ermittlungen auf und möchte dabei die erfahrene Undercover-Polizistin Olivia Dorn bei AMOR einschleusen. Die KI identifiziert Liv jedoch sofort und verängstigt sie. Liv fühlt sich selbst in ihren eigenen vier Wänden beobachtet und dennoch versucht sie an die Loveinterests von Lana zu gelangen und lernt dabei selbst einen Mann kennen, dem sie sich nicht mehr entziehen kann. Es zeigen sich Parallelen zu einem Fall aus den 1980er-Jahren, als ein Serienmörder Kundinnen der Partneragentur CUPIDO tötete. Und dann passiert ein weiterer Mord. Der Roman handelt auf zwei Zeitebenen. 1986/1987 ermittelt die frisch beförderte Kriminalbeamtin Alice Gerber um die Serienmorde im Zusammenhang mit der Partnervermittlung CUPIDO aufzuklären. Innerhalb der eigenen Reihen hat sie als Frau in leitender Funktion im Polizeidienst mit Widerständen zu kämpfen. Treu an ihrer Seite ist jedoch Bernhard Moser, der selbst als Quereinsteiger neu beim BKA ist. In der Gegenwart wird Liv Dorn nach einem misslungenen Einsatz im Torlichtmilieu als Undercover-Polizistin bei AMOR eingeschleust. Nach einer erfolgreichen Registrierung bei der Partneragentur trifft sie die Männer, die das Mordopfer zuletzt gedatet hat. Dabei verliebt sie sich selbst in einen von ihnen, ermittelt gleichzeitig unter ihrem Vorgesetzten Moser und gelangt unweigerlich in einen Konflikt, denn ihr Match könnte der gesuchte Mörder sein. Der Roman ist spannend aufgebaut, denn wie genau die beiden Fälle in der Gegenwart und der Vergangenheit nach fast 40 Jahren zusammenhängen können, ist kaum zu erahnen. Der stetige Wechsel zwischen Alice in den Jahren 1986/87 und Liv in der Gegenwart sowie die sehr kurzen Kapitel sorgen für Dynamik und einen fortwährenden Lesesog. Darüber hinaus tragen die undurchsichtigen Charaktere, mit denen es Alice und Liv zu tun haben, dazu bei, dass nicht einmal den eigenen Kollegen getraut werden kann und jeder zeitweise verdächtig wirkt. Die zahlreichen Nebenfiguren, die zum Teil in beiden Zeitebenen eine Rolle spielen und die sehr kurzen Kapitel sorgen jedoch auch für Verwirrung und abrupte Szenenwechsel, so dass Konzentration erforderlich ist. Ganz rund erscheint zudem nicht, dass Olivia Dorn einerseits im Undercover-Einsatz sein soll und andererseits als BKA-Beamtin ermittelt. Die Vermischung ihrer Funktionen ist nicht nur gefährlich, sondern erscheint auch nicht realistisch. Auch ist schade, dass ihre erwähnte "außergewöhnliche Begabung" so gar nicht zur Geltung kommt. Das Ende wartet mit einigen Wendungen und einem thrillertypischen Showdown auf. Auch wenn der Mörder entlarvt wird, ist die Auflösung nicht ganz befriedigend. Hintergrund und Motivation des Täters sind fragwürdig, aber besonders ernüchternd ist, dass die Ausgangslage keine Rolle mehr spielte, AMOR und KI keine Relevanz mehr hatte und Erklärungen dazu fehlten. Trotz kleinerer Schwächen ist der Thriller durchgehend spannend und regt zu reichlich Spekulationen über Täter, Motiv und Rolle der Hauptfiguren an. Livs Privatleben mit der unaufhörlichen Suche nach ihrer seit Jahren vermissten Schwester weckt zudem Potenzial für eine Buchreihe um die verdeckte Ermittlerin.

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