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herbstrose

Posted on 17.6.2025

Statt Erholung bleibt ein Trauma zurück „Am Meer ist es schön“, diesen Satz hörte Susanne oft, bevor sie in den 1960er Jahren als unterernährtes Kind im Alter von 9 Jahren an die Nordsee zur Kur verschickt wurde. Zusammen mit vielen anderen Kindern kam sie ins Kinderheim „Haus Morgentau“, wo sie anstatt sich zu erholen die schlimmste Zeit ihres Lebens verbrachte. Die Kinder wurden dort von den „Tanten“ grob behandelt und oft barbarisch gequält. Als Susanne nach vielen Wochen endlich wieder nach Hause durfte wurde es für sie nochmal traumatisch, da ihre Eltern ihr nicht glauben wollten, was sie dort erleben musste. Jetzt schreiben wir das Jahr 2018. Susannes Vater ist längst verstorben und mit ihrer Mutter, die im Altenheim lebt, geht es dem Ende zu. Als diese sich bei Susanne für ihr damaliges Verhalten entschuldigt, kommen plötzlich die Erinnerungen mit Macht zurück. Im Beisein ihrer Geschwister Edith und Wolfgang und ihrer inzwischen 25jährigen Tochter Julia erzählt Susanne ihre Geschichte, redet sich die ganze, über viele Jahre mitgeschleppte, Qual von der Seele … Barbara Leciejewski ist eine deutsche Schriftstellerin. Sie wurde in Mühlbach, Rheinland-Pfalz, geboren und zog später nach München, wo sie Germanistik und Theaterwissenschaft studierte. Zunächst arbeitete sie in verschiedenen Jobs am Theater und wurde dann Synchroncutterin. Seit 2015 widmete sie sich nur noch dem Schreiben. Sie veröffentlichte zahlreiche Bücher und wurde inzwischen zur Bestsellerautorin. „Am Meer ist es schön“ ist ihr neuester Roman, der im List-Verlag am 30.05.25 erschienen ist. Mit diesem Roman, der gut recherchiert und emotional mitreißend geschrieben ist, leistet die Autorin ein wichtiger Beitrag zur Aufarbeitung des Themas Kinderverschickung in der Nachkriegszeit. Unglaublich, was damals geschehen konnte, ohne dass irgendjemand eingriff und das Leid der Kinder verhinderte. Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen erzählt. In der Gegenwart am Sterbebett der Mutter blickt Susanne zurück auf die Zeit damals, als sie zur „Erholung“ ans Meer verschickt wurde, und berichtet ihrer Tochter und ihren Geschwistern darüber. Wir erleben das ganze Leid hautnah mit, erfahren aber auch wie die betroffenen Kinder damals zusammenhielten und lebenslange Freundschaften daraus entstanden sind. Fazit: Ein sehr emotionaler Roman, den zu lesen sich wirklich lohnt. Meine Empfehlung!

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