dajobama
Für kurze Zeit nur hier – Maria Ospina Pizano Dies ist ein ganz besonderer Roman aus dem Unionsverlag. Schwer zu fassen und so unheimlich leise, dass er in der Masse der Neuerscheinungen vermutlich untergeht. Nicht die Menschen sind hier die Protagonisten, sondern alles um sie herum. Vor allem die Tiere und die Umwelt, die vom Menschen beeinflusst, verändert und zerstört wird – irgendwie aber auch der ganze amerikanische Kontinent. Der Roman folgt zwei verlassenen Hündinnen, Kati und Mona, einem Scharlachkardinal, dessen Reise gen Süden von Jahr zu Jahr gefährlicher wird, einem entwurzelten Käferweibchen und einem verwaisten Stachelschweinweibchen. Sie alle tun, was Tiere eben tun. Sie folgen ihren Instinkten, versuchen Fuß zu fassen in einer sich verändernden Welt – immer wieder gestört und beeinflusst von Menschen, die sich ihrer Macht gar nicht bewusst zu sein scheinen. Die Tiere werden dabei keineswegs vermenschlicht. Sie sind einfach, was sie sind. Die Erzählweise ist somit sehr ruhig und sehr speziell. Es ist eine Geschichte, in die man sicherlich vieles hinein interpretieren kann. So ganz deutlich wird die Autorin nicht. Dennoch übt der Roman einen faszinierenden Sog aus – sicherlich auch wegen seiner Andersartigkeit. Die Handlung bewegt sich zwischen Manhattan und Bogota hin und her und bezieht auch politische und menschliche Krisen mit ein, welche den Tieren natürlich unverständlich sind. Ich bin mir sicher, dass ich nicht alle Zusammenhänge und Hinweise verstanden habe, nichtsdestotrotz bin ich beeindruckt von der erzählerischen Kraft dieses Werkes, das so schwer zu beschreiben ist. Empfehlung! 4 Sterne
