
gwyn
Die Polizei ist für Kinder meist nur durch Kontaktbeamte und Polizeiwagen sichtbar. Aber es steckt viel mehr dahinter. Sie sind rund um die Uhr für uns im Einsatz – in der Leitstelle, auf der Straße, bei großen Veranstaltungen. Sie lösen Kriminalfälle und versuchen, sie zu verhindern. Mit diesem Buch blicken wir hinter die Kulissen, erfahren, welche vielseitigen Berufe es innerhalb der Polizei gibt und wie die Zusammenarbeit zwischen den Bundesländern und anderen Ländern aussieht. Die Polizei auf der Straße, vor der Haustür, auf dem Wasser und unter Wasser, zu Pferd, mit dem Hund, mit der Drohne, im Hubschrauber, die Leitstelle, die Bereitschaft, die Kripo, das SEK. Wie können wir die Polizei erreichen und was passiert, wenn man sie kontaktiert? Was macht die Schupo und wozu gibt es Hunde und Pferde bei der Polizei? Moderne Technik bei der Polizei. Wie kann ich Polizist werden? Welche Aufgaben hat die Wasserschutzpolizei und wie ist die Bereitschaftspolizei aufgebaut? Das SEK mit einer beeindruckenden Doppelseite als Foto – allerdings mit dürftigem Text. Das wirkt wie ein Killerkommando. Taucher bei der Polizei, Ermittler bei der Kripo. Der Text ist schon ein wenig dürftig, da die Ermittler nur ein kleiner Teil der Kripo sind, die weit mehr zu bieten hat. Spurensuche: ein Biologe im Kurzinterview. Den Hackern auf der Spur … Was kann ich selbst für mehr Sicherheit tun? Prävention am eigenen Fahrrad. Auf geht es zur Bundespolizei, im Großbild ein Helikopter – klein die Langweilerarbeit, die Kontrolle am Flughafen, Grenzsicherung wird erst gar nicht erwähnt. – Immerhin wird die Panter Challege vorgestellt: An 3 Tagen können Jugendliche ab 14 Jahren jährlich herausfinden, ob sie für die Bundespolizei taugen. Die GSG9, ein grandioses Foto vom Fallschirmspringer – der Text wieder extrem mager; groß: die Einsätze sind gefährlich. Das BKA Wiesbaden wird für die Kripo vorgestellt. BKA ist ja nicht Kripo, die sehr vielfältigen Aufgaben werden nicht in den Focus gerückt. Am Ende werden die Robocops vorgestellt, Roboter, die mögliche Gegenstände, wie Koffer, auf möglichen Sprengstoff untersuchen. Kann der Roboter nicht entschärfen, rückt der Entschärfungsdienst an. Ein Rundlauf durch die Polizei mit großem, eindrucksvollem Bildmaterial. Was will dieses Buch? Werbung für die Polizei machen. Wer hat es geschrieben? Ein Mann vom BKA. Man soll ja keine Träume zerstören, aber ein bisschen mehr Selbstkritik sei angebracht. Polizist, der Traumberuf, beeindruckend vorgestellt. Ich hatte ein wenig mehr Information vorgestellt,erwartet, die fehlt hier an allen Ecken und Kanten. Das Kinderbuch erscheint mir wie eine Eiscremewerbung: Lecker, es knackt die Schokolade, darunter himmlisch schmelzende Vanilleeiscreme mit Schokosplitter, Biskuit und Karamell. Aber, ein Sachbuch rührt nicht die Werbetrommel, hier gehört erstmal mehr Information hinein und was ganz wichtig ist, man sollte auch die Nachteile erwähnen. Berufsanfänger machen oft eine volle Bauchlandung, wenn sie sich nur das Himmelreich eines Berufs erträumen und dann an der Wirklichkeit zerschellen. Denn zu jedem Himmel gehört auch die Hölle. Ich erwarte nicht, dass man tief ins Höllenfeuer herabsteigt – doch die Oberfläche sollten auch Kinder kennen: 24-Stunden bereit sein, nachts arbeiten, am Wochenende, Überstunden schieben, versetzt zu werden, was einen Umzug impliziert; dabei ein schlechtes Gehalt. «Was solltest du mitbringen?» Hier steht Mittlere Reife (Realschulabschluss heißt das seit Jahrzehnten) oder Fachhochschulreife – eben nur in 10 Bundesländern. Für den Rest benötigt man Abitur. Leider fehlt die Angabe, welche Bundesländer das sind. Die Ausbildung bei der Polizei ist in Deutschland sehr vielfältig und kann je nach Bundesland und angestrebter Laufbahn variieren; wir unterscheiden wir zwischen dem mittleren, gehobenen und höheren Polizeivollzugsdienst. Das wird nicht erwähnt. Hier steht, der Bewerber soll gesund und sportlich sein. Was auch immer das bedeutet. Es wird nicht erwähnt, dass man in sehr guter körperlicher und psychischer Verfassung sein muss, um den Test zu bestehen. Man muss psychisch in der Lage sein, mit Pöbeleien umzugehen, resistent gegenüber Beschimpfungen sein; man blickt in menschliche Abgründe und muss das aushalten können und vieles mehr. Auch das sollte ein Bewerber vorher wissen. Das Buch ist für Achtjährige ausgewiesen. Damit ist für mich die Konzeption falsch angelegt. Dies ist eine Werbekampagne für die Polizei! Was soll ein Achtjähriger damit anfangen? Tolle Fotos, die animieren, sich für die Polizei zu bewerben. Ich hätte mir eher mehr Text gewünscht, weniger aufregendes Material, besonders von SEK und GSG9, dafür mehr Erklärung, Fotos aus dem Polizeiwagen, aus der Wache, die Wache erklärt; erklärt, was ein Polizist bei der Arbeit bei sich trägt, was im Wagen vorhanden ist, dafür Hubschrauber, Pferde, Hunde eher als Beiwerk, nicht im Vordergrund. Hier fehlt mir das Reale, das einer Kinderwelt entspricht: Der Kontaktbeamte, die Polizei auf dem Fahrrad, die Wache, Untersuchungen bei der täglichen Arbeit wie Einbruch mit Tipps wie man sich schützen kann, Fahrzeugkontrolle, die Autobahnpolizei (die fehlt völlig), Demonstration und Eskalierung (für die Großstadtkinder), das Blitzen von zu schnell fahrenden Autos (vor deiner Schule). Die Ordnungspolizei ist völlig herausgelassen. Die hat ja auch ihre Aufgaben. Das Buch beinhaltet Werbematerial ab 14 Jahren mit dem Text für Achtjährige und schießt für mich an der kindgerechten Alltagsinformation vorbei. Kinder benötigen Information aus ihrer realen Welt, die sie fassen können. Andy Neumann ist hauptberuflich Kriminalpolizist im Bundeskriminalamt und SPIEGEL-Bestseller-Autor. Mit seinem Fachwissen und authentischen Einblicken in den Polizeiberuf möchte er Kinder für das Thema begeistern und ihnen zeigen, wie wichtig und abwechslungsreich dieser ist.