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Posted on 3.6.2025

Ein Buch voller Mitgefühl und Empathie, aber auch an der Oberfläche kratzend ... Bewertung: Das Buch befasst sich mit folgenden Themen nach Kapiteln: 1. Entwicklungstrauma im Alltag 2. Trauma tiefer verstehen 3. Mitgefühl mit dir selbst - für ein liebevolleres Leben 4. Kognitive Traumareaktion 5. Körperliche Traumareaktionen 6. Emotionale Traumareaktionen 7. Ankommen bei dir selbst - Gedanken, Gefühle und Körperempfindungen 8. Regulation verstehen 9. Kognitive Regulation 10. Körperbezogene Regulation 11. Emotionale Regulation 12. Emotionen verarbeiten 13. Trauma im Alltag genauer verstehen 14. Grenzen setzen und Kontaktabbruch 15. Gesunde Beziehungen führen - Verbindung zu anderen wieder aufbauen 16. Die eigene Geschichte neu aufschreiben - Aus Trauma Stärke schöpfen 17. Finde die Lebensfreude, die du verdienst (Eigentlich gibt es 18 Kapiteln, wenn man den Anhang mitzählt. Dieser ist voller Übungshilfen bei Trigger-Momenten, die sich schnell anwenden lassen.) Kinder, die von ihren Eltern missbraucht werden, hören nicht auf, ihre Eltern zu lieben - sie hören auf, sich selbst zu lieben. (Seite 38) Der Klappentext und der Titel enthalten keine Information darüber, dass das Buch sich mit Entwicklungstrauma befasst. Es wird vermittelt, dass es sich um allgemeine Trauma handelt, was dem nicht entspricht und mich beim Vorwortlesen überrascht hat. Nicht negativ, denn Bücher über speziell Entwicklungstrauma sind rar und so habe ich dieses Buch als anders wahrgenommene Chance gesehen. Das Cover gefällt mir nicht; weder mag ich den Titel, der hochgestochen vermittelt, dass durch dieses Buch ein Trauma beendet werden kann (was dem nicht so ist, es kann lediglich ein kleiner Baustein von vielen sein) bzw. dass das der Schlüssel zum Graltor ist, noch mag ich die Covergestaltung. Der abfließende Kreis macht Sinn und passt wudnerbar, aber was soll diese springende Frau darauf?! Wirkt total fehl am Platz. Es scheint gut gemeint zu sein, nimmt man den Untertitel, soll die Person diesen verdeutlichen. Aber ich habe mich im ersten Moment nicht ernst genommen gefühlt mit dem Thema Trauma. Da ich keine Coverkäuferin bin, sondern ernsthaft am Inhalt interessiert bin, hat mir der ernsthaftere Klappentext zugesagt. Es gibt neben dem Buchvorwort auch ein persönliches Vorwort der Autorin. Dort schreibt sie von 3 Teilen, die es gar nicht gibt. Sie hat die Kapitel in keine Teile geteilt, wie das bei manchen Fachbüchern der Fall ist. Das hat mich etwas irritiert. Die Übungen, die sie in Teil 3 beschreibt, gibt es nicht. Die Übungen verteilen sich auf alle Kapitel. Auffallend ist, dass es sehr viele Übungen und Reflexionsfragen gibt. Ich persönlich kann nicht viel mit reinen Reflexionsfragen und Affirmationen anfangen. Greifbarer sind für mich die Tabellen zu Beginn, bei denen Lebensmomente reflektiert und sichtbar kategorisiert werden können. Solche Übungen kann ich aktiv angehen und mit ihnen richtig arbeiten. Affirmationen sind zwar wichtig, weil der ganze Körper zuhört, der Geist bewirkt viel mit seinen Gedanken, aber diese sind für mich nicht besonders effektiv, wenn es um die Arbeit mit mir selbst und die Bewältigung von Schwierigkeiten geht. Solche Übungen muss man diszipliniert über Monate anwenden, damit sie einen Effekt erzielen. Das Gehirn braucht eine Weile, um neue Neuronen zu vernetzen. Das ist sehr wichtig, steht für mich aber nicht im Vordergrund. Ich habe ein intensiv erarbeitetes Trauma-Buch erwartet, das in die Tiefe geht, wie ich das schon von einigen Trauma-Büchern kenne. Der Klappentext lässt das für mich vermuten. Aber leider ist dem nicht so. Gerade weil die Autorin Psychotherapeutin, auch mit Schwergebiet Trauma ist, kann ich meine Enttäuschung nicht gänzlich unerwähnt lassen. Ich finde das wirklich sehr schade, denn die Diagnose Trauma ist sehr vielschichtig und dass die Autorin sich für eines dieser Felder für dieses Buch entschieden hat, ist an sich wunderbar. So wundere ich mich dann auch über die fehlende Intensität, die Tiefe des Themas Entwicklungstrauma. Alleine dazu kann man mehrere Bücher verfassen und dabei Wissen vermitteln, ohne Wiederholungen. Es ist sehr umfangreich, wieso also hat die Autorin nicht entsprechend intensiver dazu geschrieben? Selbst ich als Nicht-Psychologin kann zu den ganzen Kapitel einiges mehr erzählen. Sehr bedauerlich! Die oberflächliche Wissensvermittlung erklärt aber die kaum vorhandenen Quellen, derer sich die Autorin bedient. Zu Beginn hat mich das verwundert, während des Lesens wurde mir der Grund aber klar. Wenn man nicht in die Tiefen geht, gibt es auch nicht viel, was man mit Quellen belegen könnte. Es gibt zudem zu viele Wiederholungen. Manche Wiederholungen (dieses Buch soll ...) nervten. Sie schreibt, Wiederholungen sind absichtlich, da es Wiederholungen braucht. Da hat sie auch recht; unser Gehirn lernt nur durch Wiederholungen. Aber mir sind manche etwas zu viel. Vor allem wiederholen sich auch Sachen, die nichts mit dem Inhalt zu tun haben bzw. nichts mit dem Lernen, neue Wege einzuschlagen. Mir wäre es lieber gewesen, die Autorin hätte diese unnötigen und teils langweiligen Wiederholungen gelassen und dafür die Zeit und den Platz für tiefere Beschreibungen verwendet. manchmal hatte ich das Gefühl, die Bereiche innerhalb eines Kapitels drehen sich im Kreis. Fazit: Manche Leser bemängeln in ihren Rezensionen, das kein Trauma durch dieses Buch gelöst werde. Das sehe ich auch so. Aber das tut keiner dieser Bücher, denn die sind kein Therapieersatz, bestenfalls eine Stütze. Wer glaubt, nur mit einem psychologisch fundiertem Buch arbeiten zu können, hat eine falsche Vorstellung von Traumabewältigung. Das gilt für alle Traumata. Wäre das so einfach, wären Psychologen arbeitslos. Für Menschen, die sich bisher mit Trauma nicht befasst haben, ist das Buch ein toller Einsteig, da der Stil der Autorin nicht wie eine Keule daherkommt, sondern wie eine Melodie, die erst leise anfängt und immer lauter wird. Aber eben recht oberflächlich. Mir fehlt hier die Tiefe zum Thema, sie schneidet viele verschiedenen Aspekte, die mit Entwicklungstrauma zu tun haben, an. Es erinnert mich an meine kaufmännische Prüfung, bei dem die Prüfer meinten, ich habe ein breit gefächertes Wissen, dem fehle aber die Tiefe in den jeweiligen Gebieten. Daran muss ich denken. Der Stil an sich gefällt mir sehr gut, die Autorin fängt nicht nur klein an, sondern ist voller Empathie und Mitgefühl - das spürte ich durch das ganze Buch hinweg. Wenn ich das Buch mit einem Satz beschreiben müsste, würde er lauten: "Das Buch vermittelt vor allem weg Mitgefühl." Sie hält auch uns Leserschaft an, mit uns Mitgefühl zu haben. Dieses Gefühl ist durchweg spürbar. Vom Vorwort bis zur Dankesschrift scheint diese positive Aura durch. Die Autorin schreibt auch, dass sie traumasensibel arbeitet, ihren Fokus auf Mitgefühl und behutsames Vorgehen legt. Das ist überaus erkennbar. Ich finde das Buch trotz meiner Bemängelungen lesenswert. Man darf sich nur nicht von Cover und Klappentext täuschen lassen und eine hohe Erwartung bzw eine thematische Tiefe an den Inhalt koppeln. Ich werde zu einigen Übungen zurückkehren, die mir helfen und das Buch als Nachlesewerk nutzen. Wer sich für eine tiefgehendere Thematik wünscht ist mit dem Buch "Heile. Dich. Selbst." von Nicole LePera sehr gut beraten. Es umfasst Gesamttraumata, bietet jedoch eine intensive Wissensvermittlung. Es sind nicht die gelegentlichen Fehler von Eltern, die traumatisieren, sondern destruktives Verhalten, das zum Dauerzustand wird. (Seite 39)

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