Profilbild von ninchenpinchen

ninchenpinchen

Posted on 2.6.2025

Du Böse Hier hat Barbara Leciejewski einen interessanten Roman abgeliefert, den ich unbedingt lesen wollte, da ich früher leider ähnliche Erfahrungen machen musste, wie die jungen Protagonisten Susi, Matti und ihre zahlreichen Leidensgenossen. Ich war als ganz junges Mädchen etwa acht Wochen in Bad Rothenfelde in einem Ferien-Kinderheim, wo ebenso der ganze grausame Sadismus stattfand, wie hier beschrieben: Zensierte Post nach Hause, Überreglementierung mit harten Strafen bei Ungehorsam, Abgabe der Kuscheltiere und der persönlichen Sachen, schlechtes Essen und dann noch der Zwang erbrochenes Essen aufzuessen, genau wie hier im Roman. Ich erinnere mich noch sehr gut an das, was mir am Unangenehmsten war: Entwürdigendes Schlangestehen nur in Unterhose im Treppenhaus beim Warten auf den Arzt. Der eigentlich banale Titel: „Am Meer ist es schön“ bekommt eine ganz andere Bedeutung, wenn die Kinder Briefe oder Ansichtskarten nach Hause schreiben sollen, die so lange „nachgebessert“ werden, bis den „Tanten“ der Inhalt passt und so nichts Negatives auf sie zurückfällt. Einzig Matti hat mit seiner Mutter vorher eine Art von Geheimcode abgesprochen, damit sie wirklich erfährt, was los ist im Kinderheim. Das Geschehen spielt auf zwei Zeitebenen, einmal im Kinderheim am Meer 1969 und noch im Seniorenheim 2018, wo Susis Mutter Luise im Sterben liegt und Susis ganze Familie zusammenkommt. Auch ihre Tochter Julia. Die Zeitebenen von Heim zu Heim – von Morgentau zu Abendrot sozusagen – das war eine sehr gute Idee. Susannes Eltern haben ihr damals nicht geglaubt, als die schreckliche Zeit im Haus Morgentau endlich vorbei war, nach etlichen Verlängerungen, die die Tanten samt Heimleitung einfach so beschlossen hatten. (Meine Eltern haben mir übrigens damals auch nicht geglaubt.) Nun im Jetzt wird es Zeit, dass Susannes Mutter Luise sich der Wahrheit stellt, ebenso wie Susannes Geschwister, ihr Schwager und ihre Tochter. Trotz eines schlimmen Vorfalls, damals im Haus Morgentau, der Susanne zeitlebens belastet hat, findet sich hier ein versöhnliches, durchaus starkes Ende. Fazit: Hier passt jedes Wort, jedes Bild. Die Protagonisten sind lebensnah und überaus glaubwürdig und die Autorin hat alles sehr gut getroffen. Für den Unsinn aber mit der Mondlandung und dem albernen Gruß der Seniorin im Heim ziehe ich einen Stern ab. Da wäre weniger mehr gewesen. Ansonsten topp.

zurück nach oben