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sophiesyndrom

Posted on 1.6.2025

Yamilet ist neu an der Slayton, einer katholischen und noch dazu sehr weißen Schule, und versucht Anschluss zu finden. Froh ist sie darüber, dass an der neuen Schule keiner weiß, dass sie lesbisch ist, denn sie ist schon dafür bekannt, mit das einzige mexikanische Kind zu sein. Doch es wird immer schwieriger für Yamilet das Geheimnis aufrechtzuhalten, da Bo – wunderschön, mutig und offen lesbisch – ihr viel zu sehr den Kopf verdreht. Bereits auf den ersten Seiten bemerkt man als Leserin, dass in diesem Buch vielerlei Themen zur Sprache kommen und ein besonderes Augenmerk auf der Familie von Yamilet liegt. Das Familiengefüge ist eins, das Yamilet immer wieder innehalten und ihre Bedürfnisse und wahren Gefühle zurückdrängen lässt. Einen besonderen Draht scheint sie zu ihrem Vater zu haben, mit dem sie jedoch nur telefonieren kann, da er vor einigen Jahren nach Mexiko abgeschoben wurde. Mit ihrer Mutter versteht sie sich weniger, denn sie scheint nur um ihren Sohn besorgt. All das wirkt auf Yamilet ein und bestimmt, wie sie mit wem über welche Dinge kommuniziert. Das ist auch gleichzeitig das zentrale Element in der Handlung und Yamilet merkt im Laufe ihrer Entwicklung – die mir beim Lesen sehr positiv aufgefallen ist – dass Offenheit manchmal nicht nur lebensbejahend sondern auch lebenswichtig sein kann. Es ist ein Jugendbuch, das viele Themen in sich vereint, traumatische Erfahrungen aufzeigt und schwerwiegende Erlebnisse transportiert. Gleichzeitig ist es ein Buch voller Leichtigkeit, voller Witz und Liebe. Mit einem lebhaften und zugänglichen Schreibstil schafft Sonora Reyes eine Geschichte, die von Queerness, kultureller Identität, Selbstfindung, Familie und Freundschaft erzählt und mir auf Gefühlsebene sehr nah gegangen ist. Manche Themen hätte ich teilweise gern stärker diskutiert gesehen, teilweise bestachen sie gerade dadurch, dass sie nebensächlich in der Geschichte existierten und so unaufgeregt eingebunden waren. Darüber hinaus hätte der Mittelteil gern ein Müh temporeicher erzählt werden können, was aber nur ein kleiner Gedanke war und dem allgemeinen Leseempfinden nicht geschadet hat. Die Geschichte besticht auch gerade durch die Fülle an Figuren, die alle individuell und perspektivreich geprägt waren, auch wenn man manche davon nur im Ansatz kennenlernt. Dabei wirkte Yamilet als Protagonistin auf mich sehr authentisch und ich hatte sehr schnell einen guten Zugang zu ihr, der über das ganze Buch über Bestand hatte. „The Lesbiana's Guide to Catholic School” ist für mich auf jeden Fall eine Empfehlung wert, da die Geschichte sowohl durch die Handlung als auch durch die Figuren unterhalten und total berühren konnte.

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