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marcello

Posted on 27.5.2025

Auf die Bücherliste von Devney Perry zu blicken, das war doch sehr beeindruckend, weil sie schon unglaublich viel veröffentlicht hat. Mir sagte ihr Name gar nichts und auch die deutschen Cover von älteren Büchern haben bei mir nicht ausgelöst. Nun bei „Indigo Ridge“, dem Auftakt der Eden-Reihe gibt es die Werbung, dass es eine TikTok-Sensation sei und da gab es doch einige Autoren, die durch die Plattform in den letzten Jahren einen zweiten Frühling erfahren haben. Da von Perry dieses Jahr auch noch ein Fantasy-Buch erscheint, scheint das für sie definitiv auch zu gelten und ich bin gespannt, sie näher kennenzulernen. Mich hat an „Indigo Ridge“ natürlich auch das Cover überzeugt, denn blau, die Berge, da hat man mich immer schnell am Haken. Überzeugend war weiterhin aber auch der Klappentext, denn gerade von Nora Roberts und auch Karen Rose habe ich so viele Bücher gelesen, die eine Liebesgeschichte mit Thrill-Elementen verbinden. Das habe ich schon länger nicht mehr gelesen und so war das für mich das Momentum, es mal auszuprobieren. Ich hatte das Hörbuch und wurde damit von den Stimmen von Dagmar Bittner und Friedemann Thiele begleitet. Während ich ihn schon kannte, war Bittner für mich neu. Ich hatte zufällig vorher bei einer Youtuberin gelesen, dass sie die Hörbuchsprecherin eher anstrengend findet, aber ich muss sagen, dass ich an ihrer Stimmfarbe überhaupt nichts auszusetzen hatte. Ich würde vielleicht nur sagen, dass Bittner und Thiele für mich beides Sprecher sind, die anderen Charakteren sehr ausgearbeitete Variationen ihrer Stimme zuweisen wollen und das ist manchmal anstrengend, weil es unnatürlicher klingt. Aber es hilft vielleicht auch beim Orientieren der Rollen, es ist also ein Für und Wider. Kommen wir jetzt zum Inhalt. Ich habe mich im Setting sehr gut eingefunden. Das Kleinstadt-Gefühl war ein Bonus, dazu auch das Typische, wenn sich viele Menschen so gut kennen und deren Leben sich ständig überschneiden. Es gibt sehr enge Beziehungen, aber es gibt auch Feindschaften. Es gibt aber auch Vorurteile gegenüber Neulingen. Winn ist in der Stadt eigentlich nicht fremd, weil sie viel ihrer Kindheit und Jugend dort verbracht hat, aber letztlich ist sie trotzdem als Polizeichefin (als Frau!) dann doch ein absoluter Neuling, der mit dem Großvater als Bürgermeister mit möglicher Vetternwirtschaft umgehen muss. Ich mochte Winn direkt, denn man merkt, dass sie eine toughe Frau ist. Ich fand sogar das erste Aufeinandertreffen mit Griffin sehr passend, weil es für mich auch unterstrichen hat, welche unabhängige Frau sie ist, die sich einfach nimmt, worauf sie Lust hat. Es hat gut ins Bild gepasst. Auch wenn man die Herausforderungen im Job noch intensiver hätte einbauen können, aber es ist dennoch deutlich geworden, dass sie eine ausgeprägte Arbeitsethik und vor allem sehr gute Instinkte hat, wenn es um Fälle geht, die Schwerverbrechen einbeziehen. Griffin umgekehrt war für mich nicht sofort Liebe auf den ersten Blick, weil ich bei ihm auch ein wenig finde, dass er sich zu sehr in diesen Kleinstadt-Vorurteilen verloren hat. Auch wenn da eine Anziehung war, der er sich wieder und wieder nicht entziehen konnte, aber er hat Winn doch immer wieder Widerstand geleistet und wusste alles besser. Das war manchmal etwas anstrengend. Umgekehrt fand ich es aber dann auch gut, dass er im Grunde als Erster erkannt hat, dass sie etwas haben, was man nicht als lockere Affäre wegdiskutieren kann. Zumal nach und nach auch weitere Charaktereigenschaften von ihm durchdringen. Seine Familienloyalität ist reizvoll, seine Fürsorge für seinen Onkel hat mich überzeugt, aber auch seine Natürlichkeit durch seinen Job. Er ist ein Typ von nebenan und je länger die Geschichte andauerte, desto mehr kam das durch. Ich fand es auch gut, dass die Konflikte zwischen Winn und Griffin irgendwann auf einem Niveau gehalten wurden, was akzeptabel war. Ich hätte der Autorin gerade am Anfang übertriebenes Drama zugetraut, aber nein, die Spannung am Ende war den Thrill-Elementen überlassen. Ich würde zwar insgesamt sagen, dass die Liebesgeschichte deutlich dominanter ist, damit ist es keinesfalls Karen Rose-Niveau, aber der Vergleich zu Nora Roberts bleibt bestehen. Wir haben eine vermeintliche Serie an Selbstmorden, bei denen Winn sofort skeptisch ist. Es werden immer wieder Hinweise gestreut, die den Verdacht vertiefen. Es gibt ein paar falsche Fährten, es gibt auch offensichtlichere Verdächtige, aber letztlich war die letzte Enthüllung dann doch überraschend. Ich habe erst etwas gerätselt, wie ich das finden soll, aber letztlich war es schon clever. Es war auch ein echt guter Showdown. Beim Hörbuchhören habe ich fast schon angefeuert, schneller, schneller, weil ich unbedingt wissen wollte, wie es ausgeht. Das ist also insgesamt gut gelungen. Ich frage mich nur, wie sich das bei den weiteren Bänden entwickelt. Ein zweiter Band wird ordentlich geteasert, aber wird das Thrill-Element bleiben? Eine Kritik will ich noch loswerden. Denn es gab schon kleinere Aspekte, an denen ich eingehakt habe, weil ich sie etwas unlogisch fand. Es waren aber nur Kleinigkeiten. Da das Hörbuch nicht gekürzt wurde, liegt es also nicht daran. Aber man kann es schon gut verzeihen. Fazit: „Indigo Ridge“ macht eindeutig Lust auf mehr. Es hat mich sehr an Nora Roberts im besten Sinne erinnert. Denn die sehr reife Liebesgeschichte, die starke Frauenfigur und der gut eingebundene Thrill-Anteil, das wusste zu überzeugen. Es ist für mich nicht die perfekte Lektüre, dafür gab es dann in der Summe Logikfehler oder charakterliche Hakler, aber die Autorin hat mich insgesamt überzeugt.

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