
Ceciliasophie
Ich fand das Buch leider unglaublich enttäuschend. Dabei waren die ersten drei Kapitel wirklich gut, haben mich sehr mitgerissen und hatten mir echt einen guten Vorgeschmack gegeben. Doch mit jedem weiteren Kapitel sank meine anfängliche Begeisterung. Das Buch hat 592 Seiten und es passiert eigentlich nichts an relevanter Handlung. Ich brauche keinen actiongeladenen Pageturner, ich mag durchaus sehr langsame Geschichten, bei denen auch ein starker Fokus auf Worldbuilding oder Nebencharaktere gelegt werden. Aber nach Beenden des Hörbuchs, das immerhin fast 17 Stunden geht, gibt es eigentlich nur zwei relevante Plots. Der gesamte Inhalt des Buches kann auf wenigen Seiten abgehandelt werden, alles andere ist Füllmaterial. Und dieses dient dabei nicht mal fürs Worldbuilding, das blieb nämlich einfach total auf der Strecke, Auch das Magiesystem wird nicht vernünftig erklärt, macht nicht den Anschein, als wäre es irgendwie ausgearbeitet. Das ist ja ok, schließlich entdecken wir als Leser:innen dieses mit Rhya zusammen. Aber ich kann mir echt nicht erklären, warum das Buch so viele Seiten hat. Den Inhalt fand ich also enttäuschend, doch die Charaktere leider auch. Die Art und Weise von Rhya mit anderen umzugehen wirkte auf mich leider nicht tough, erwachsen und stark, sondern einfach nur wahnsinnig zickig und schnippisch. Ich fand sie so unglaublich unsympathisch und naiv und war irgendwann einfach nur noch genervt von ihr. Ein "flotter" Spruch auf den Lippen macht einen Charakter nicht automatisch zu einer Kämpfernatur, vor allem, wenn das restliche Verhalten dermaßen kindisch ist. Bei dem Start in die Geschichte und der Prämisse ihres Charakters hätte es eigentlich ein leichtes sein sollen, starke Verbindungen zu Rhya als Protagonistin zu knüpfen. Das ist bei mir nur leider aufgrund der genannten Dinge nie passiert. Die männlichen Hauptcharaktere sind Abziehbilder jedes beliebigen Romantasy-Buches und ich habe echt keinen Bock auf die Rückkehr von Liebesdreiecken, weil ich das starke Gefühl habe, dass sich die Geschichte in diese Richtung entwickeln könnte. Oder aber es wird so ein Tamlin-Rhysand-Ding. Das wäre zumindest nicht die einzige Sache in der dieses Buch ACOTAR nacheifern möchte. Found Family ist nämlich ein echt großer Faktor in diesem Buch und das hätte toll sein können, leider ging aber alles viel zu schnell um wirklich glaubhaft zu sein. Rhya ist natürlich toll, kann alles und wird automatisch von fast allen Männern geliebt. Und ja, an der Stelle geht es eigentlich nur um Männer weil Entschuldigung aber wo waren in diesem Buch bitte mal die Frauen? Eigentlich gibt es neben Rhya nur zwei weibliche Charaktere, denen so etwas wie ein eigener Charakter zugeschrieben wird. Das eine ist eine gemeine Furie, weil ja irgendwie Rhyas Charakterschwächen ausgeglichen werden müssen und das funktioniert scheinbar nur, wenn es eine wirklich intrigante Zicke gibt. Das andere ist eine Frau, die etwas als Bezugsperson mit mütterlichen Aspekten aufgebaut wurde. Ansonsten gibt es eine Fülle an männlichen Nebencharakteren mit Namen und eigenen Geschichten, die alle um Rhya herumflattern. Die weiblichen Nebencharaktere haben eigentlich keinen großen Einfluss auf die Geschichte. Das Buch las sich einfach wie eine Fanfiction von ACOTAR eines Mädchen, das sich mehr Aufmerksamkeit von Männern wünscht. Und ich bin echt kein großer Anhänger der ACOTAR-Fangemeinde, aber Found Family kann Sarah J. Maas halt wirklich gut schreiben und ist kein Vergleich zu diesem Werk.