
schnaeppchenjaegerin
Joan Goodwin blickte schon immer voller Erstaunen und Ehrgeiz zu den Sternen. Als Professorin für Astrophysik ist sie zufrieden mit ihrem Leben und kümmert sich liebevoll um ihre kleine Nichte Frances, der sie die Weite des Universums nahebringt. Als die NASA Ende der 1970er-Jahre die Türen für weibliche Kandidatinnen öffnet, ergreift Joan die Chance und beginnt die fordernde Ausbildung, um eine der ersten Astronautinnen der Geschichte zu werden. Im Johnson Space Center in Houston kommt sie mit ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten von Soldaten, Piloten und WissenschaftlerInnen zusammen. Sie findet dort nicht nur unerwartete Freundschaften, sondern auch zum ersten Mal die romantische Liebe, die ihr bisher völlig fremd war. Joan ist überwältigt und glücklich, auch wenn sie ihre Liebe geheim halten muss, bis es im Dezember 1984 bei einer Mission des Space Shuttles zu einem verheerenden Unglück kommt. Der Roman wird aus der Perspektive von Joan erzählt und handelt von dem Wunsch, nach den Sternen zu greifen, der symbolhaft, aber auch tatsächlich wahr wird. Die Geschichte beginnt mit dem harten Training, das Joan und ihre MitstreiterInnen durchlaufen und wie sich daraus Freundschaften und fest Bindungen entwickeln. Joan ist dabei trotz ihrer Begabung und ihres Fachwissens zunächst eine unsichere junge Frau, die sich ihrer selbst und ihres Potenzials nicht bewusst ist. Durch die Ausbildung und die Erfolge, die sie gerade als Frau in einer männerdominierten Domäne verbucht, beginnt sie heller zu strahlen und findet mit der Luftfahrtingenieurin Vanessa einen starken Halt, die sie zudem anspornt, ihre Flügel auszubreiten und selbstbewusst zu demonstrieren, was in ihr steckt. Angesiedelt in den 1980er-Jahren handelt der Roman einerseits vom technischen Fortschritt in der Raumfahrt und den wissenschaftlichen Ambitionen, die die Figuren haben, aber auch von der persönlichen Weiterentwicklung der Charaktere und ihren komplizierten Emotionen. Dabei werden auch philosophische Fragen zur Weite des Weltalls, zur Existenz Gottes und dem Sinn des Lebens gestellt. Mit dem unregelmäßigen Wechsel zwischen Vergangenheit, die die Entwicklung Joans zeigt und im Vordergrund der Handlung steht, und der Gegenwart, in der es während der Mission STS-LR9 zu einer Katastrophe kommt, wird Spannung und Dramatik erzeugt. Auch Joans Familie und ihre heimliche Liebe führen zu Problemen, denen sich Joan stellen muss, aber auch zu vielen Momenten, in denen Joan ihr Glück kaum fassen kann. Die Geschichte ist emotionsgeladen und führt das Leben als AstronautIn lebendig, aber nur oberflächlich vor Augen. Mit Bezug auf die Entwicklungen in der Weltraumforschung handelt der Roman im Wesentlichen von der Weiterentwicklung einer ambitionierten und liebenswerten Frau, die sich selbst neu kennenlernt und entdeckt, dass es neben der Liebe zu den Sternen auch noch eine irdische, romantische Liebe für sie gibt. Schwere Entscheidungen müssen getroffen werden, die trotz einem Wunsch nach Selbstverwirklichung und Verfolgung seiner Träume, spüren lassen, was im Leben wirklich zählt. Es ist eine packende Mischung realer historischer Hintergründe mit einer fiktiven, persönlichen Entdeckungsreise und einer großen, zartfühlenden Liebesgeschichte. Passend zur Zeit und Frauen in technischen Berufen, werden feministische Töne laut, die nicht gewollt wirken und auch nicht penetrant platziert werden. "Atmosphere" ist eine mitreißende, gefühlvolle Geschichte mit einem ganz außergewöhnlichen Setting, die die Stärke der Frauen in den Mittelpunkt rückt und zeigt, dass man alles erreichen kann, wenn man an sich glaubt und zielstrebig kämpft.