Profilbild von biancaneve66

biancaneve66

Posted on 25.5.2025

Der Traum von einem Danach Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs kehrt Vincent als Überlebender aus deutscher Kriegsgefangenschaft nach Südfrankreich zurück. Er ist verzweifelt auf der Suche nach seiner geliebten Ariane, von der er seit zwei Jahren nichts mehr gehört hat. Vincent vermutet, dass ehemalige deutsche Besatzer mit Arianes Verschwinden zu tun haben. Diese sind nun als Minenräumer eingesetzt und auch Vincent schließt sich diesem Räumungstrupp an, der die tödlichen Hinterlassenschaften des Krieges an den Stränden der Côte d’Azur beseitigt. Besonders der Deutsche Lukas scheint mehr zu wissen, als er zugibt. Das Cover zeigt die Zeichnung eines Küstenabschnitts, leicht könnte man eine Werbung aus vergangener Zeit vermuten, die zum Urlaub am Meer mit klarem Wasser und vereinzelten Segelbooten aufruft. Die Autorin schreibt in kurzen Kapiteln, auch ihre Sätze sind meist kurz und vor allem sehr aussagekräftig, und doch auch sehr bildhaft und flüssig geschrieben. Sie vermittelt die Geschichte ungeschönt und eigentlich unparteiisch, wenn sie das Geschehen aus Sicht verschiedener Personen aus unterschiedlichen Kulturen wiedergibt. Es handelt es sich hier nicht um eine schnulzige Liebesgeschichte, sondern um eine verzweifelte Suche, einerseits nach der verlorenen Liebe, andererseits nach Freiheit und auch Wiedergutmachung. Alle Charaktere sind sehr lebensnah gezeichnet und es gelingt Claire Deya, uns deren Hinter- und Beweggründe so nahezubringen, dass man jede und jeden einzelnen der Protagonisten versteht. Sie müssen mit den Schrecken des Kriegs fertig werden, und jeder der Charaktere behält immer ein Stückchen Wahrheit für sich. Denn so sehr er sich den anderen auch öffnen möchte, ein Stückchen Misstrauen bleibt. Der Roman ist hervorragend recherchiert, für Interessierte gibt es am Ende des Buchs Quellenangaben. Die Autorin greift eine Menge an Themen in der Geschichte auf, die sich nicht auf Frankreich beschränken; sicher geht es um die Résistance, um Kollaborateure, das Vichy-Regime oder um De Gaulle. Es geht aber auch um Gefangenen- und Konzentrationslager, um Kriegsgewinnler auf beiden Seiten; auch um Antisemitismus; und schließlich um Hass, der zu Rache und Vergeltung führt; aber auch um Vergeben, Vergessen und Versöhnung. Nie greift die Verfasserin wertend ein; sie ist sich bewusst, dass sich auf beiden Seiten der Kriegsparteien Personen befinden, die mit dem jeweiligen Regime nicht einverstanden sind; seien es nun Soldaten oder die Bewohner eines Dorfes. Und an deren Einstellungen und Gedanken geht Deya sehr behutsam heran. Das Buch ist absolut lesenswert und gelungen. Es berührt, erschüttert, und regt zum Nachdenken an; nicht nur die Beziehung zwischen Frankreich und Deutschland betreffend ...

zurück nach oben