
annamagareta
Ein genialer Genre-Mix „Das Ministerium der Zeit“ ist das Debüt der in London lebenden Autorin Kaliane Bradley. Dem Ministerium der Zeit ist es gelungen, Menschen aus der Vergangenheit in die Gegenwart zu transportieren. Diese bekommen jemanden - eine sogenannte „Brücke“ - zur Seite gestellt, der sie beim Einleben in der Gegenwart begleiten und unterstützen soll. Eine durchgehend namenlose, junge Frau, die bisher als Übersetzerin gearbeitet hat, erhält den Auftrag Graham Gore in der Gegenwart zu begleiten. Der Polarforscher war Teilnehmer der Franklin-Expedition und ist im Jahr 1847 mit gerade einmal 37 Jahren bei einer Arktisexpedition verstorben. Neben ihm werden vier weitere Personen aus der Vergangenheit in die Gegenwart gebracht. Zunächst fand ich es total spannend wie Graham Gore auf die Veränderungen, die es von seinem Tod bis zum 21. Jahrhundert gegeben hat, reagiert. Dieser Kulturschock ist durchaus nachvollziehbar und teilweise ausgesprochen amüsant. Durch Rückblenden in Graham Gores Leben vermittelt die Autorin historische Ereignisse der Franklin Expedition und hat diese gut mit der fiktiven Story verwoben. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich vieles verändert und die Sicht der Zeitreisenden, für die unsere Welt an vielen Stellen vollkommen neu und unfassbar ist, gibt eine interessante Sicht auf unsere Kultur und die Gesellschaft. Dadurch werden auch kritische Themen wie der Klimawandel, Technik, Rassismus, Macht, Kriege, Digitalisierung, Bürokratie, Feminismus und viele weitere Angelegenheiten in die Handlung gebracht. Zudem fließt auch noch eine Liebesgeschichte der Protagonisten mit ein. Für Abwechslung ist also bestens gesorgt. Der Roman hat leider zwischenzeitlich einige Längen, ist aber dennoch ein gelungener Genre-Mix - spannend und vielschichtig - den ich gerne gelesen habe und der mich neugierig auf weitere Werke der Autorin warten lässt.