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marcello

Posted on 19.5.2025

Vor dieser Rezension zu „A Poet’s Heart“ dachte ich, dass es mein erstes Buch von Rebekka Weiler ist, nur um dann festzustellen, oh nein, inkorrekt. Das war „The Moment I Lost You“, was etwa drei Jahre her ist. Beim Klappentext kam es mir auch sofort wieder in den Sinn, aber dass es noch einen zweiten Band gab, völlig verpasst. Die Northern Hearts-Reihe wiederum habe ich öfters bei Social Media erblickt, weswegen ich eben dachte, die habe ich nicht gelesen, also kenne ich Weiler nicht. Verrückt, wie es manchmal geht, aber ich bin froh, dass die vermeintliche Neuentdeckung eine Rückkehr zu Wurzeln sind, die mir immer gut gefallen. Denn wenn ich mich noch vage erinnere, dann hat Weiler schon mit „The Moment I Lost You“ bewiesen, dass sie sehr sensibel und intensiv erzählen kann. Das wird mit dem Auftakt zur Broken Artists-Reihe wieder bestätigt. Denn das erleben wir in „A Poet’s Heart“ gleich von beiden Seiten. Das finde ich auch direkt sehr, sehr positiv. Denn es gibt Bücher, sogar manchmal ganze Reihen, in denen ich merke, dass nur eine Figur eine schwere Last trägt und es die Aufgabe des anderen ist, sie aufzubauen oder bei der Heilung zu unterstützen. Auch wenn das natürlich realistisch ist, weil in Beziehungen immer mal einer das größere Päckchen zu tragen hat, so finde ich bei so einem Ausschnitt aus dem Leben doch wichtiger zu zeigen, dass beide keine perfekte Leben haben, denn am Tiefpunkt kann man die Charakterzüge am besten erkennen. Bei Yva und Fenn wird das genau erfüllt. Sein Päckchen bleibt länger verborgen, auch wenn man sich gewissen Gedanken natürlich vorher schon machen kann, ihres steht gleich am Anfang, aber prägt die Geschichte auch durchgehend. Die Themenauswahl finde ich dabei sehr spannend. Bei ihr ist es häusliche Gewalt, bei ihm eine Sprechstörung. Gerade Fenns Päckchen fand ich auch total neu und hat die Geschichte extrem ungewöhnlich gemacht. Ich fand das als Botschaft echt super, weil es unterstreicht, wie viele Formen verzaubernde Liebesgeschichten haben können. Zudem hat Fenn ein starkes Mittel zum Ausdrücken und zwar seine Musik. Wie der Reihenname es schon angedeutet hat, haben wir es bei den Paarungen mit mindestens einem Künstler zu tun. Zentral gilt das hier für Fenn, wenn ich Yva auch nicht ausnehmen würde. Mit ihrer Malerei, die sie auch mit seinen Songs verbindet, steht sie ihm in nichts nach, dennoch nehmen seine Songs mehr Raum ein, auch weil es zu jedem Kapitelanfang einen Auszug gab. In Weiler schlummert definitiv auch eine Poetin, denn schon die wenigen Zeilen haben mich immer schon sehr berührt. Auch wenn ich mir keine Musik dazu denken konnte, aber Worte haben eben genauso eine Wirkung. Zudem waren die Texte perfekt, um Fenn neben seinen Kapiteln besser zu verstehen. Ich fand im gesamten Buch, dass es auch sehr einfühlsam dargestellt wurde, wie Yva mit Fenn umgeht. Auch wenn wir viele Beispiele von Mobbing erleben, aber wir haben das Gegengewicht von Toleranz deutlich und wir haben eine Liebesgeschichte, die durch den Faktor von Fenn besonders geworden ist. So kann man positiv herausstechen. Yvas Päckchen habe ich schon etwas öfters zu lesen bekommen, aber es ist dennoch auch eher die Seltenheit. Auch das hat Weiler gut umgesetzt. Mit der Schwester und Yva selbst haben wir verschiedene Formen von häuslicher Gewalt gut beleuchtet und es sind alle Gedanken drin gewesen, die ich mir von so einem sensiblen Thema dann auch erhoffe. Auch wenn wir Szenen aktiv mitbekommen und eine Triggerwarnung dementsprechend richtig war, aber ich finde, dass es genau das Maß hat, um aufzurütteln, aber keinesfalls eine Sensationsgier oder ähnliches zu befriedigen. Neben dieser Dramatik haben wir auch kleine Momente der Leichtigkeit, wir bekommen etwas von Stockholm mit (wenn ich mir das auch etwas mehr erhofft hatte) und wir bereiten die nächsten beiden Geschichten vor. Mir hat auch die Selbstverständlichkeit von Frauen-Männer-Freundschaften sehr gefallen, ohne dass es Pärchenbeziehungen entstanden ist. Insgesamt hat mir die Mischung aus den vielen Entscheidungen echt sehr gut gefallen. Fazit: „A Poet’s Heart“ holt auf jeden Fall alle die ab, die zarte, intensive und gefühlvolle Liebesgeschichten mögen. Das Miteinander von Yva und Fenn, die Geschichten der beiden individuell, die Songtexte, da war schon echt viel, was mich sehr berührt und mitgerissen hat. Eine klare Leseempfehlung spreche ich da mit Leichtigkeit aus.

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