
Buchstabenfestival
Herbst 1986. In einer Abtei liegt ein alter Mann im Sterben. Kurz vor seinem Tod will er noch seine Geschichte erzählen. 1904 geboren als Michelangelo Vitaliani, kurz Mimo genannt, wächst er in größter Armut in Frankreich auf. Als sein Vater 1914 auf dem Schlachtfeld stirbt, gibt ihn seine Mutter zu seinem Onkel nach Italien. Mimo hat es auf dem Hof und in der Werkstatt seines Onkels nicht leicht. Er setzt sich jedoch durch und wird entdeckt. Als Bildhauer. Seine Liebe zum Detail und dem Ausdruck der Figuren machen ihn bald bekannt. Unterstützt wird er von der reichen Familie Orsini, die ihn in die richtigen Kreise einführt. Mimo verbindet mit den Orsini jedoch nicht nur die Kunst und Bildhauerei, sondern auch deren Tochter Viola. Sie sehen sich als kosmische Zwillinge. Zwei starke Charaktere, die sich anziehen, aber auch auf Jahre abstoßen.Während Mimo Karriere macht und immer reicher, arroganter und selbstzerstörerischer wird, hadert Viola dem traditionellen Frauenbild. Es hat ein paar Seiten gebraucht bis ich in der Geschichte angekommen war. Die Geschichte umfasst das Leben von Michelangelo Vitaliani (1904-1986). Die Verknüpfung von der Lebensgeschichte des fiktiven Bildhauers Mimo, der Geschichte Italiens sowie der einzigartigen Freundschaft von Mimo und Viola fand ich gelungen. Die Charaktere sind zwiegespalten, mal unsympathisch und arrogant, mal liebenswert und fürsorglich. Die Entwicklung der beiden Hauptcharaktere zu verfolgen, war interessant und dem Autor auch gut gelungen. Leider hat der Autor nur aus der Perspektive von Mimo die Geschichte erzählt, so dass die Gefühlswelt von Viola etwas zu kurz kommt. Dafür gibt es sehr detaillierte Beschreibungen von den Werken von Mimo, die das Tempo der Geschichte erheblich gedrosselt haben. Trotzdem konnte mich der Autor mit seinem sehr schönen Schreibstil und der teilweise poetischen Sprache einfangen und durch die 500 Seiten ziehen.