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paul kretzschmar

Posted on 16.5.2025

Ein chinesisches Schicksal Lai Wen's Debütroman "Himmlischer Frieden" ist zwar fiktiv, schildert aber gleichzeitig ihre eigene Lebensgeschichte in einem Arbeiterviertel in Peking. Sie ist ein ruhiges, zurückhaltendes Kind mit wenig Selbstbewusstsein. Ihre Familie, die zur Unterschicht zählt, bringt ihr kaum Liebe entgegen, bis auf ihre Großmutter, die sie verehrt und deren rebellisches Wesen ihr imponiert. Nachdem sie durch einen dummen Kinderstreich ins Visier der Staatsmacht geraten ist, zieht sie sich in die Welt der Literatur zurück und lernt nach und nach den Wert der persönlichen Freiheit erahnen, die ihr in diesem politischem Umfeld verwehrt ist. Als ihr die Aufnahme an einer renommierten Universität gelingt, findet sie neue Freunde unter gesellschaftskritischen Studenten und gerät letztendlich mitten hinein in die Massaker der Niederschlagung der Unruhen auf dem Platz des Himmlischen Frieden, in denen die friedlichen Proteste blutig enden. Durch diese Studentenrevolution rückte das Regime blitzartig ins Licht der Weltöffentlichkeit und zeigte seine wahre, unmenschliche, zynische Fratze. Dieses Herzstück des Romans hätte gern noch etwas ausführlicher abgehandelt werden können, da sich ansonsten die Handlung teilweise ziemlich hinzog und mit wenig Spannung, Geduld beim Leser erforderte. Insgesamt betrachtet hat die Autorin ein interessantes Stück chinesische Zeitgeschichte nähergebracht, das berührt und bewegt mit einer sympathischen Hauptprotagonistin. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und gebe gern eine Leseempfehlung!

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