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Ladybug

Posted on 15.5.2025

Weiteratmen Margit Raven, gesegnete 102 Jahre alt, ihre Enkelin Luzi, die kurz vor dem Abitur alles hingeschmissen hat und auch vor ihrer Mutter wegläuft, und Arthur, der junge Fahrer der Seniorenresidenz, dessen Zwillingsbruder ihm schrecklich fehlt, könnten unterschiedlicher nicht sein und dennoch sind sie eng miteinander verbunden. Margits Gedanken und Gefühle werden zauberhaft beschrieben und die Sprecherin Ruth Reinecke gibt ihr eine wunderbare Stimme dafür. Die Gedächtnislücken und kleinen Macken sehr alter Menschen werden dabei realistisch dargestellt und weder übertrieben, noch ins Lächerliche gezogen. Luzis innere Zerrissenheit und ihr belastendes Geheimnis machen sehr betroffen und doch verstehe ich ihr Handeln vollkommen. Arthurs Seelenleid und seine Sprachlosigkeit, die paradox wirkt, da er Sprachen erfindet, wirken anfangs etwas lasch gegen Luzi und Margit. Doch mit der Zeit wird das anders. Hin und wieder kommt auch ganz kurz Luzis Mutter zu Wort. Das wirkt ein wenig wie ein Bindeglied zwischen all den einzelnen Strängen. Die Story zeigt, dass niemand im Leben ohne mehr oder weniger große Verletzungen und Dramen davonkommt und auch oder gerade die Randfiguren geben diesem Bild Tiefe und Farbe. Ich habe ganz still der Geschichte gelauscht und jedes Wort ging direkt in mein Herz und meine Seele. Bewegend, berührend, tiefgreifend, zärtlich, erschreckend, tröstend, helfend. Mir fallen so viele Schlagwörter ein, die den Roman beschreiben! Alle Figuren sind lebensecht und glaubwürdig. Mich wundert nur, wie Luzi Margits Enkelin sein kann. Mit 102 Jahren müsste sie eigentlich die Urgroßmutter sein. Das mag für viele nicht wirklich wichtig sein, für mich war das aber das berühmte kleine Steinchen im Schuh. Dennoch bekommt dieser wunderbare, weise Roman von mir fünf Sterne.

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