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dajobama

Posted on 14.5.2025

Hello Baby – Kim Eui-Kyung „Hello Baby“ – das ist der Gruppenchat, in dem sich die sechs Frauen, die wir hier kennenlernen, austauschen. Sie alle sind nicht mehr ganz jung und haben einen unerfüllten Kinderwunsch. Für diesen sind sie bereits, so einiges auf sich zu nehmen. Kennengelernt haben sich die Frauen in der Baby-Angel-Fruchtbarkeitsklinik in Seoul. Ein Jahr nachdem sie den Chat verlassen hat, taucht die 46-jährige Jeonghyo plötzlich wieder auf – mit einem Neugeborenen. Dieser Roman erinnert manchmal eher an einen Sachtext denn an einen Roman. Denn die Informationen gehen durchaus in die Tiefe und werden gerne auch etwas hölzern und unbeholfen an die Leser gebracht. Generell ist es eine große Schwäche dieses Werkes, dass die Emotionen, die bei einem solchen Thema ja dahinterstecken müssen, nicht wirklich spürbar werden. Viele Behandlungen werden erklärt, beschrieben und auch mit teilweise schwer aushaltbaren Schmerzen bezeichnet. Dennoch bleibt alles distanziert. Die einzelnen Frauen werden nicht zugänglich. Ehrlich gesagt hatte ich sogar Probleme, die einzelnen Figuren auseinanderzuhalten. Das mag auch an den koreanischen Namen liegen – und sechs Protagonistinnen sind einfach ein wenig viel. Dazu kommen dann ja auch noch die dazugehörigen Ehemänner und Schwiegermütter. Dabei ist dies so ein spannendes und wichtiges Thema. Südkorea als extrem patriarchalisch geprägte Gesellschaft, die jedoch medizinisch sehr weit entwickelt ist. Gerade der Druck der Gesellschaft, insbesondere der Ehemänner und Schwiegermütter, auf die Frauen, Kinder zu bekommen, ist immens. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, der eigene Kinderwunsch wäre gar nicht so ausschlaggebend. Besonders die Männer kommen hier aber sehr schlecht weg. Denn natürlich bleiben all die Schmerzen und Unannehmlichkeiten der Behandlungen und falls es denn soweit kommen würde, der Geburt, bei den Frauen – die Männer beschäftigen sich kaum mit der Materie. Hier wird dieses Buch sehr feministisch. Generell mag ich solche Werke gerne und habe auch schon einiges in der Richtung gelesen, hier wirkte es für mich aber eher wie generalisiertes Jammern. Liegt wahrscheinlich daran, dass ich zu den Frauen schon gar keinen Zugang bekam. Auch sprachlich war ich wenig angetan von diesem Roman. Kaum greifbare Emotionen, dafür sehr spröde und sachliche Abarbeitung von Fakten. Trotzdem ist das Buch sehr leicht und schnell lesbar. Dabei hilft, dass es immer wieder von Chat-Gesprächen der Frauen unterbrochen wird. Schade, denn eigentlich interessiert mich das Thema sehr. Nur hier fand ich so gar keinen Zugang zu den Personen. Auch über Südkorea hätte ich gerne noch mehr erfahren. Gerade noch so 3 Sterne.

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