
fernweh_nach_zamonien
Starker Kontrast: Schrecken des Krieges - Menschlichkeit. Begleitet durch Fotos und Zeichnungen. Inhalt: Gavra Mandil und seine kleine Schwester Irena leben mit ihren Eltern in der kleinen Stadt Novi Sad in Jugoslawien. Der Vater ist erfolgreicher und angesehener Fotograf und der Familie mangelt es an Nichts. Der Junge ist erst fünf Jahre alt als sich mit dem Zweiten Weltkrieg und der Besetzung des Landes durch die Nazis alles ändert. Sämtliche Juden müssen nun einen gelben Stern tragen. Dazu gehören auch Gavra und seine Familie. Das Leben wird immer schwieriger. Die drohende Deportation vor Augen, beschließen sie, zu fliehen. Doch der Weg ist gefährlich. Soldaten sind überall. Das Misstrauen ist groß. Ausgerechnet ein ganz besonderes Fotos von Gavra und Irena unter dem Weihnachtsbaum rettet die Familie und hilft ihr zu entkommen. Altersempfehlung: ab 9 Jahre Illustrationen/Fotografien: Original-Fotos ergänzen die Erzählung. Zusätzlich finden sich zahlreiche schwarz-weiß Illustrationen. Behutsam werden so die Bilder ergänzt, die nicht als Fotografie festgehalten wurden und dennoch sehr wichtig für Atmosphäre und Verständnis sind. Im Hinterkopf, dass die Erlebnisse (und somit auch die Fotos) auf wahren Begebenheiten beruhen, rührt zusätzlich. Mein Eindruck: Das Besondere - neben der Authentizität - an dieser Geschichte ist die Perspektive. Gavras Ängste und seine Unsicherheit wegen der ständigen Veränderungen sind berührend. Der kindliche Blick begreift viele Dinge nicht vollständig. Warum müssen wir einen Stern tragen? Warum kommen Oma und Tante nicht mit? Warum haben wir nun andere Namen? Der Ernst der Lage ist zwar bewusst, doch bleiben der Schrecken der Zeit, die Brutalität und die Gefahr spürbar aber nicht glasklar und bedrohend. Eher im Hintergrund und somit altersgerecht. Man wächst während der Lektüre mit dem jungen Gavra, fühlt und leidet mit ihm und dem Schicksal der Familie. Zugleich überwiegen trotz all den Schrecken des Krieges die Menschlichkeit und Hilfsbereitschaft. Die Familie hat nicht nur Glück im Unglück, sie begegnet mutigen, selbstlosen Mitmenschen, die trotz aller Gefahr für das eigene Leben, bei Flucht und Verstecken unterstützen. Albanien ist zu der Zeit überwiegend muslimisch geprägt. Religion und Herkunft treten in den Hintergrund: Menschen retten ganz selbstverständlich andere Menschen, die in Not geraten sind. Stellenweise ist die Stimmung bedrückend und der Kloß im Hals wird immer größer. Doch auch Alltägliches und Fröhliches findet einen Platz. Die Familie wird herzlich aufgenommen. Alle Kinder spielen und toben. Die heile Welt ist zurück. Es entstehen langjährige Freundschaften und Verbindungen. Eine altersgerechte Auseinandersetzung mit dem Thema Judenverfolgung. Auch als Schullektüre zu empfehlen. Gegen das Vergessen! Fazit: Eine bewegende Erzählung über die Judenverfolgung und die rettende Hilfe durch Mitmenschen im mehrheitlich muslimischen Albanien. Dank zahlreicher Fotografien und schwarz-weiß Illustrationen eindrucksvoll umgesetzt. ... Rezensiertes Buch: "Wie ein Foto unser Leben rettete - Die wahre Geschichte der Familie Mandil" aus dem Jahr 2025