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rapunzelxxl

Posted on 12.5.2025

Liebesgeschichte mit Twist Manchmal stolpert man über eine Geschichte, die einem sofort ins Auge fällt – in diesem Fall war es das knallige pinke Cover, das laut „Liebesgeschichte mit Twist“ schreit. Und ja, genau das bekommt man. „Als ich dich traf“ ist ein Roman über Liebe, Vorherbestimmung und die große Frage: Würden wir uns anders verhalten, wenn wir wüssten, wie lange eine Beziehung dauern wird? Daphne, Anfang 30, lebt in Los Angeles und arbeitet in der Filmbranche – ein eher vertrautes Setting, das jedoch durch eine ungewöhnliche Wendung spannend wird: Sie erhält vor jeder neuen Beziehung einen geheimnisvollen Zettel mit dem Namen ihres zukünftigen Partners und der exakten Dauer, wie lange sie zusammenbleiben werden. Bis eines Tages ein Zettel ohne Ablaufdatum auftaucht – und mit ihm Jake. Die Idee ist faszinierend. Sie wirft existenzielle Fragen auf über das Schicksal, Entscheidungen und darüber, wie viel Kontrolle wir über unser Liebesleben wirklich haben. Leider bleibt die Umsetzung manchmal hinter dem Potenzial der Prämisse zurück. Einige Figuren, insbesondere Daphne selbst, wirken gelegentlich zu glatt, zu sehr in gängige Romanklischees gepresst. Auch die Liebesgeschichte mit Jake hat mich emotional nicht völlig abgeholt – da war für mich mehr Tiefe und Chemie in den Rückblenden mit ihrem besten Freund Hugo zu spüren. Was mir gefallen hat: Der Aufbau mit Rückblicken, die über die Jahre hinweg verschiedene Beziehungen beleuchten, war ein kluger Kniff, um Daphnes Entwicklung nachzuzeichnen. Auch der Moment, in dem das Geheimnis um ihre Krankheit und Hugos Rolle dabei ans Licht kommt, hatte emotionale Wucht. Es sind diese persönlichen, ruhigeren Passagen, die dem Roman seine Seele geben. Sprachlich bleibt Rebecca Serle angenehm lesbar, ihr Stil ist nüchtern, manchmal fast kühl, aber nie unzugänglich. Ich musste mich daran gewöhnen, aber rückblickend passt es zum emotionalen Dilemma, in dem sich Daphne befindet. Leider wirkt die Handlung im letzten Drittel etwas überfrachtet mit Wendungen, die teils zu gewollt erscheinen. Also, „Als ich dich traf“ ist ein Roman mit einer brillanten Grundidee, der auf kluge Weise über Timing, Liebe und Entscheidungen reflektiert. Er hätte noch stärker sein können, wenn er sich emotional mehr getraut hätte. Trotzdem ist es ein lesenswertes, stellenweise berührendes Buch, das auch Tage nach dem Lesen noch nachklingt – besonders mit der Frage: Würde ich den Zettel überhaupt lesen wollen?

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