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sommerlese

Posted on 11.5.2025

Bewegender Roman um Leid und Liebe Bei DTV erscheint der historische Roman Maikäferjahre von Sarah Höflich. Im Jahr 1944 steht der Halbjude Adam Loewe auf einer Deportationsliste der Nazis. Das Ausnahmetalent gilt als Jahrhundertgeiger und sein Ausbilder Gottlieb Baumgartner, Annis Vater, entwirft einen gewagten Plan, um seinen Schützlings zu retten. Als die Engländer Dresden bombardieren, rettet sich Anni mit ihrem Baby in einen Luftschutzbunker, wo sie Adam trifft, gemeinsam flüchten sie aus der zerbombten Stadt. Annis Zwillingsbruder Tristan gerät während eines Fluges in ein Bombardement in Portsmouth, schwer verletzt landet er im Lazarett und verliebt sich in Rosalie. Diese Liebe und die Hoffnung, seine Schwester Anni wiederzusehen, geben ihm Kraft, um sein Leben zu kämpfen. Aber als feindlicher Soldat wird er nicht gern gesehen. Wie wird es den Geschwistern ergehen? Sarah Höflich umspannt in ihrem Roman eine Zeitspanne von Januar 1944 bis Sommer 1947 und beschreibt die schicksalshaften Jahre von Anni, Adam, Tristan und Rosalie. 1945 liegt Dresden nach den Bombenangriffen in Schutt und Asche. Anni flieht mit ihrer Tochter und dem Halbjuden Adam nach Tirol, wo ihre Schwiegereltern leben. Von ihrem Mann Fritz fehlt jede Spur. Währenddessen entkommt ihr Zwillingsbruder Tristan als Kampfpilot knapp dem Tod und landet verletzt in englischer Kriegsgefangenschaft. Dort pflegt ihn die britische Krankenschwester Rosalie und beide verlieben sich ineinander - eine Liebe, die gesetzlich verboten ist und gegen den Willen von Rosalies Familie verstösst. Der Roman hat mich von Anfang an gepackt und mit den tragischen Schicksalen seiner Figuren gefesselt. Die Geschwister Anni und Tristan sind die Erzählenden, sie schreiben einander Briefe, ohne den Aufenthaltsort des anderen zu kennen. Die zeitliche Ebene ist klar umrissen, in den Kapitelüberschriften wird die Zeit genannt und in einer Art Übersicht werden die wichtigsten Punkte zur Situation im 2. Weltkrieg genannt, wodurch man die Auswirkungen auf Deutschland, England und Österreich erfährt. Die Handlung enthält dramatische Erlebnisse, so führt uns die Autorin das brennende Dresden vor Augen und lässt die zeitlichen Gegebenheiten und extremen Situationen der Kriegsfolgen sichtbar werden, die ihre Protagonisten am eigenen Leibe erfahren müssen. Es gibt spannende und dramatische Momente, die den Leser mitfiebern lassen, denn mehr als einmal kämpfen Anni, Tristan und Adam gegen Anfeindung und ums Überleben. Doch es gibt auch Hoffnung, denn über allem steht die Liebe, die sich gegen Hass, fehlende Menschlichkeit und Vorurteile zu beweisen versucht und die Aussicht auf das Glück in der Geschichte nicht erlöschen lässt. Sarah Höflich erzählt sehr klar, unterhaltsam und flüssig und lässt uns nah in die Gedanken und Gefühle ihrer Figuren eintauchen. Die Handlung entwickelt sich durch die vielschichtigen Charaktere sehr spannend, abwechslungsreich und wird nie langweilig. Dieser Roman beschreibt bewegend und eindrucksvoll über das Leid der Nachkriegszeit und macht deutlich, wie sehr Hass, Vergebung und die Kraft der Liebe Menschen entzweien oder verbinden. Ein bewegender, dramatischer, zeitbeschreibender und empfehlenswerter Roman, der die Folgen von Krieg, Flucht und Neuanfang sehr eindrucksvoll aufzeichnet.

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