
feliz
Die Gestaltung des Buches ist wirklich gelungen. Die Darstellung des Falters passt perfekt zur Story und macht sich einfach hervorragend im Regal. Die Story ist ebenfalls vielversprechend: Rune Winters lebt ein gefährliches Doppelleben. Tagsüber ist sie oberflächliche, reiche Erbin, die ihre eigene Großmutter während der Revolution verraten hat, während sie nachts unter dem Decknamen „roter Nachtfalter“ andere Hexen vor der Hinrichtung bewahrt. Doch immer öfter kommt ihr die Blutwache zuvor und Rune arbeitet immer noch daran, richtig mit ihren magischen Kräften umgehen zu können. Deswegen versucht sie, dem gefürchteten Hexenjäger Gideon Sharpe näherzukommen, der nicht nur der Bruder ihres besten Freundes ist, sondern auch erstaunlich gut aussieht. Doch sie ahnt nicht, dass Gideon sie schon lange unter Verdacht hat und nur darauf wartet, sie als Hexe enttarnen zu können. Ich fand die Idee des Buches wirklich spannend, aber komplett überzeugen konnte es mich leider nicht. Das liegt auch an dem Schreibstil. Dabei ist dieser nicht schlecht, aber ich habe recht lange gebraucht, um mich an ihn zu gewöhnen. Das liegt vor allem daran, dass die Schreibweise manchmal ein wenig altmodisch wirkt. Das passt durchaus zu der Geschichte und dem Setting, dennoch habe ich recht lange gebraucht, um wirklich damit warm zu werden. Außerdem fand ich dass sich manche Dinge einfach zu oft wiederholt haben, es wurde beispielsweise bestimmte Erinnerungen geschildert und wenn sie dann ein weiteres Mal zur Sprache kommen, ist der Wortlaut nahezu identisch, sodass ich oft erstmal kurz gestutzt habe, bevor ich dann gemerkt habe, dass nachdem die grundsätzlich bekannten Informationen noch einmal erklärt wurden, in der Regel noch neue Sichtweisen oder Erklärungen hinzukommen. Das hat mich zumindest zu Beginn der Geschichte immer wieder leicht irritiert. Auch mit dem Setting habe ich mich tatsächlich ein bisschen schwer getan. Das lag für mich vor allem daran, dass ich nie das Gefühl hatte, die Welt komplett erfassen zu können. Ich hatte mir zu Beginn der Story ein Bild gemacht, musste das aber immer wieder stark korrigieren, je mehr ich erfahren habe, was dafür gesorgt hat, dass ich mir nie ganz sicher war, was die Regeln der Welt sind. Besonders die Umstände der Revolution und wie das Land zuvor aussah, fand ich lange sehr undurchsichtig. Das hat mich wirklich ein bisschen genervt, weil es dazu geführt hat, dass ich mich nahezu das ganze Buch gefragt habe, was denn jetzt genau passiert ist. Dabei muss ich noch nicht einmal die genauen Gründe erfahren, warum Gideon und Alex die Revolutionäre in den Palast gebracht haben, um die Königinnen zu ermorden. Es hätte mir gereicht, dass Rune das zu Beginn einmal kurz erklärt und man dann durch Gideon nach und nach die Einzelheiten erfährt, aber es dauert eine ganze Zeit bis man selbst den groben Ablauf erfährt, sodass ich meine Vorstellung von der Revolution immer wieder angepasst werden musste und ich dadurch auch lange die Strukturen in der aktuellen Welt nicht ganz durchdringen konnte. Dabei fand ich das Magiesystem extrem spannend. Die Idee, dass Hexen nur mit Blut zaubern können, dass aber auch verschiedene Eigenschaften des Blutes die Stärke und die Art des Zaubers beeinflussen, fand ich extrem faszinierend, weil dadurch eben nicht nur die Ausprägung der magischen Fähigkeiten, sondern auch andere Aspekte eine zentrale Rolle beim Erfolg der Zauber spielt. Ich wollte unbedingt mehr darüber erfahren und fand es auch spannend, Rune auf ihrer Reise zu begleiten, wie sie selbst ihre magischen Fähigkeiten erforscht. Bei den Charakteren war ich ebenfalls etwas zwiegespalten. Ich mochte sowohl Rune als auch Gideon, weil sie sich auf ihre Art für ihre Sache einsetzen. Bei beiden ist deutlich, wie sehr sie von der Vergangenheit traumatisiert sind. Ich fand es bewundernswert, wie sich Rune zusammen mit Verity Magie beigebracht hat, obwohl sie dafür jederzeit hingerichtet werden könnte. Allerdings hatte ich auch bei ihr Schwierigkeiten, sie richtig greifen zu können. Zu Beginn wirkt sie wie eine selbstbewusste, mächtige Hexe, die eine native Adelige spielt, um an möglichst viele Informationen zu gelangen. Im Laufe der Geschichte hat sie aber immer wieder Entscheidungen getroffen, die naiv wirkten und durch die ich manchmal nicht so recht verstehen konnte, wie sie so lange nicht erwischt worden ist. Diese Unvorsichtigkeit mag durchaus mit Gideon zusammenhängen und damit dass er sie durcheinander bringt, aber ich fand es nicht immer nachvollziehbar wie sie handelt und was für Risiken sie eingeht. Gideon fand ich vor allem zu Beginn sehr kalt und berechnend, weil er sich nur mit Rune abgibt, um sie als Hexe zu enttarnen. Ich konnte seine Beweggründe durchaus verstehen, aber dass er keinen Unterschied zwischen Hexen macht, sondern sie alle für ihn böse und grausam sind, fand mit der Zeit sehr anstrengend. Zumal er das nie hinterfragt, sondern selbst als er Rune näher kennenlernt, immer noch denkt, dass sie eine grausame Person sein muss, weil er selbst einmal eine Hexe falsch eingeschätzt hat. Alles in allem wollte ich das Buch unbedingt mögen, schon alleine weil ich die Idee der Story echt gut fand, aber es hat mich nie so ganz fesseln können. Das liegt vor allem daran, dass ich das Gefühl hatte, dass weder das Setting noch die Charaktere so richtig lebendig werden, sie wirken vielmehr eher wie eine Kulisse, ein Bühnenbild, das sich immer wieder verändert, um neue Aspekte freizugeben, aber ebenso wie die Charaktere nicht wirklich mit der Geschichte wächst. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob ich den nächsten Teil lesen werde, vielleicht wenn ich in der richtigen Stimmung dafür bin, es ist allerdings kein Buch, was ich sehnsüchtig erwarte.