
daniliest
Wie beginnt man ein neues Leben, wenn alle gegen dich sind? Eine Frage, mit der die Zwillinge Anni und Tristan täglich konfrontiert werden. In den letzten Kriegstagen befinden sich die Geschwister auf verschiedenen Seiten des Ozeans, ohne zu wissen, ob der Andere noch lebt. Anni verlässt das zerbombte Dresden und versucht, sich zu ihren Verwandten durchzuschlagen. An ihrer Seite ist der jüdische Geiger Adam. Währenddessen wird Pilot Tristan in England abgeschossen. Im Krankenhaus verliebt er sich in die Krankenschwester Rosalie. Sarah Höflich ist ein sehr berührender Roman gelungen. Wie geht es weiter, wenn ein Krieg vorbei ist? Sind die harten Jahre plötzlich vorbei? „Maikäferjahre“ schildert eindrücklich, dass auch, wenn die Waffen niedergelegt sind, trotzdem noch eine Menge Hass und Feindschaft besteht. Tristan ist einfach nur ein junger, verwundeter Mann, der in seiner dunkelsten Stunde seine große Liebe getroffen hat. Doch die Engländer begegnen dem Deutschen aus verständlichen Gründen mit Ablehnung und Wut. Die Beziehung mit Rosalie wird zur Zerreißprobe. Auch Anni und Adam sehen sich mit Anfeindungen konfrontiert. Zu tief hat sich der Judenhass in den Köpfen der Menschen verankert. Sarah Höflich beschreibt eindringlich und realistisch die schweren Zeiten nach Kriegsende und den Wunsch der Menschen, irgendwo anzukommen, da die Heimat zerstört ist. Trotz all der Widrigkeiten versprüht das Buch auch eine Menge Hoffnung, denn Anni, Adam, Tristan und Rosalie treffen immer wieder auf Menschen, die sie unterstützen und sie in ihrem Glauben daran, dass alles gut werden könnte, bestätigen. Die beiden Liebesgeschichten sind mit viel Fingerspitzengefühl erzählt. Man spürt die Emotionen, ohne dass es dabei kitschig wird. Auch der Aufbau des Buches hat mir gut gefallen. Am Anfang eines jeden Kapitels gibt es einen Überblick über die politische Lage. Danach wird abwechselnd aus Sicht von Anni und Tristan erzählt. Mich haben die „Maikäferjahre“ von Anfang bis Ende in den Bann gezogen. Für mich war der Roman ein Highlight und ich bin froh, ihn gelesen zu haben.