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marcello

Posted on 7.5.2025

Emily Henry gehört ohne Frage zu den Neuentdeckungen für mich in den letzten Jahren. Zuletzt las man dann ständig auch, dass einige ihrer Bücher adaptiert werden und das wohl auch zurecht, weil man sich ihre Geschichten echt perfekt als Film vorstellen kann. Charmante Wohlfühlfilme einfach. Aber jetzt gibt es erstmal Büchernachschub, nämlich „Great Big Beautiful Life“. Die neue Welt von Emily Henry wurde mir diesmal durch die Stimme von Christiane Marx erschaffen und damit begleitet. Sie ist als Hörbuchsprecherin eine Bank, aber ich habe mich aufgrund des Inhalts zwischendurch doch gefragt, ob es nicht cleverer gewesen wäre, noch auf eine zweite Frauenstimme zu setzen. Auch wenn die Familiengeschichte von Margaret über die verschiedenen Generationen hinweg unpersönlicher erzählt wurde, als das, was wir durch Alice direkt erleben, aber es wäre so einfach stimmlich nochmal klarer abzutrennen gewesen. Aber wie Marx der Geschichte Leben verliehen hat, da war nichts dran zu meckern. Kommen wir jetzt zur eigentlichen Bewertung des Buchs und ich muss leider sagen, „Great Big Beautiful Life“ ist bislang das Werk, was mir am wenigsten zugesagt hat. Ich bin schon nicht richtig reingekommen. Alice wirkte für mich sehr überdreht, zu sehr wie ein Fangirl, einfach sehr anstrengend. Dazu war es anfangs auch schwer, mich richtig in der Geschichte zu situieren. Hayden als Gegenspieler, woraus irgendwann die Liebesgeschichte beginnt, das war durch den Klappentext bereits geklärt, aber was ist das Faszinierende an Margaret und den Ives? Es war alles zunächst sehr undurchsichtig und ich habe mich damit gefragt, was eigentlich wohl alles erzählt wird. Nachdem dann irgendwann klar ist, dass wir die Geschichte der Ives ergründen, da war das der nächste Dämpfer. Ich musste zwar kurz auch an Rebecca Yarros mit „The Things We Leave Unfinished“ denken, aber sie hat mit diesem Buch bewiesen, wie es richtig geht. Denn auch wenn wir auf beiden Zeitebenen eine Liebesgeschichte hatten, aber die hätte es nicht mal gebraucht, mir geht es vielmehr um die Tiefe. Aber in Margarets Familie da gab es sehr viele, sehr unsympathische Menschen und ich fand es sehr zäh, Details zu deren Leben zu erfahren. Man ist das Produkt seiner eigenen Geschichte, ja, und das, was andere über einen erzählen, entspricht nie dem, wie man es selbst erlebt hat, all das ist wahr und das vermittelt die Geschichte von Henry auch. Aber ich hätte mitgelitten, wenn es mehr charakterliche Tiefe gegeben hätte. Es wird später etwas besser, spätestens dann, als wir in Margarets Zeit selbst sind und sie von ihren jungen Jahren erzählt. Da merkt man deutlich, dass es nicht mehr um Hörensagen, sondern um echte Geschichten und Gefühle geht, aber es ist doch schwer, noch einen Funken zu spüren, wenn es vorher einfach so trocken war. Wir haben durch die Vergangenheit aber noch einen weiteren Aspekt. Es wird deutlich, dass „Great Big Beautiful Life“ noch einige Überraschungen parat hat. Das ist von Anfang an so angelegt worden von der Autorin. Und auch wenn es dann einige Aspekte gab, die mich überrascht haben, so sind die besseren Sequenzen aber dennoch nichts gewesen, was für mich die Geschichte ab dem Punkt noch richtig hätte retten können. Denn wir haben schließlich auch noch die Gegenwart und die Geschichte von Alice und Hayden. Alice wurde mir zum Glück im Verlauf sympathischer, aber weil die Geschichte so zweigeteilt war, muss ich einfach sagen, dass es mir zu oberflächlich geblieben ist. Auch wenn ich es eigentlich mag, wenn ein Charakter offen und der andere zugeknüpft ist, aber es ging mir dann in die umgekehrte Richtung viel zu schnell. Auch wenn es um mehrere Wochen geht, aber es kam mir viel zu schnell vor. Dazu werden angesichts des Ausgangs der Handlung auch viele Infos zu Hayden zurückgehalten. Wir haben Alices Geschichte, die ich mit ihrer Mutter auch sehr emotional fand, aber Hayden bleibt eher mysteriös. Sowas macht eine Liebesgeschichte auch schwierig, denn sie verliebt sich in jemanden, der noch so viel verbirgt. Fazit: Der Funken für „Great Big Beautiful Life“ wollte leider auf keiner Ebene überspringen. Wenn ich Henry sonst schon echt lieben gelernt habe, dann muss ich einfach klar sagen, das war hier eine Enttäuschung. Zäh, oberflächlich und undurchsichtig in der Intention. Ich kann mir umgekehrt aber vorstellen, dass Henry-Neulinge sich auf jeden Fall unterhalten fühlen können. Denn es war kein schlechtes Buch, aber definitiv keines, das Emily Henry und ihrem Potenzial gerecht wird.

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