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mabuerele

Posted on 6.5.2025

„...Mit einem Mal überkam sie ein ungutes Gefühl. Es ließ ihren Nacken prickeln, zog als Schauer über ihren Rücken, setzte sich mulmig in ihrer Magengrube fest...“ Diese Zeilen stehen fast am Ende des Prologs. Sie sorgen von Anfang an für die nötige Spannung. Dann geht die Handlung vier Jahre zurück in den September 1901. Die Autorin hat einen spannenden historischen Roma geschrieben. Die Handlung beruht zum großen Teil auf Tatsachen und zeugt von einer ausführlich Recherche. Der Schriftstil ist fein ausgearbeitet. Lissi ist Stubenmädchen bei der Familie Wagner. Ab und an darf sie in der Küche beim Backen helfen. Als sie zu ihrer Dienstherrin gerufen wird, ahnt sie nicht, was sie erwartet. „...Aus christlicher Barmherzigkeit darfst du noch eine Nacht bleiben. Bis morgen früh um acht Uhr hast du deine Sachen gepackt und unser Haus verlassen...“ Der Grund der Entlassung ist schnell klar. Lissi ist schwanger vom Sohn des Hauses und der weiß natürlich von nichts. Julia wird gegen ihren Willen und unter falschen Versprechen ihres Vaters mit Frederick von Varell vermählt. Julia ist sehr frei aufgewachsen. Eigentlich wollte sie Lehrerin werden, doch das hat ihr Vater abgelehnt. Sie kennt sich mit Pferden aus. Ihr Hengst Achill ist ihr Ein und Alles. Doch ihre Schwiegermutter hat ganz eigene Vorstellungen, wie sich eine Gutsfrau zu verhalten hat. „...Und von dir erwarte ich, dass du deine Ehefrau zur Räson bringst. Inzwischen lebt sie lange genug bei uns, um sich anzupassen. Ihr Verhalten ist inakzeptabel...“ Frederick mag Julia, aber er kann sich nicht in die junge Frau einfühlen. Als er Achill verkauft, ist der Bogen überspannt. Julia verlässt ihren Mann. Auf dem Dampfer nach Amerika trifft sie Lissi. Die beiden jungen Frauen freunden sich an. Dabei zeigt sich, dass Julia sehr anpassungsfähig ist. Sie hat keinerlei Standesallüren. Sowohl die Reise als auch die Ankunft in New York werden detailliert beschrieben. Währenddessen beginnt Frederick nach seiner Frau zu suchen. Julia und Lissi kommen als Arbeitskräfte in einer Bäckerei unter und erhalten dort auch ein Zimmer. Auch für Lissis Tochter Aurelia ist gesorgt. Lissis Brezeln werden zum Renner in der Umgebung. Nach dem Tod des Bäckers kann Lissi nach einigen Schwierigkeiten die Bäckerei übernehmen. Julia ist für die Buchhaltung verantwortlich. Gut beschrieben werden die Zustände in New York. Ich lerne nicht nur das deutsche Viertel kennen, sondern bewege mich als Leser auch im italienischen und sogar in den Wohngegenden der Begüterten. Alles scheint seinen ruhigen Gang zu gehen. Doch dann wirbeln zwei Ereignisse das Leben der Protagonisten erneut durcheinander. Ausführliche Informationen zu den historischen Hintergründen, ein Personenregister, ein Glossar und Brezelrezepte ergänzen das Buch. Die Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen. Ich bin schon gespannt auf Band 2.

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