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marcello

Posted on 6.5.2025

Bei Merit Niemeitz weiß ich eine Sache immer zu schätzen: Sie wird mich immer mit ihrer Sprache einfangen, begeistern, berühren und weich betten. Umgekehrt weiß ich aber auch, dass ihre Paarungen jeweils sehr unterschiedliche Qualitäten haben. Das ist bei solchen Reihen eigentlich auch völlig normal, aber bei ihr ist es schon immer sehr augenscheinlich, wenn sofort ein Funke da ist und wenn umgekehrt das Drumherum alles stützt, während die Paarung selbst vielleicht etwas zu brav ist (alles natürlich sehr subjektiv!). Odell und Emmeline waren etwas zäher für mich, Mari und Benedict waren direkt Feuer und Explosion, so ist das manchmal einfach. Auf Keaton war ich nun sehr gespannt. Auch wenn wir Kenna im Grunde noch weniger kannten als ihn, aber so war er trotz vieler Szenen ein Buch mit sieben Siegeln und ich wollte es einfach lösen. Ich wollte verstehen, wer Keaton ist und warum er ist, wer er ist. Mit einer solchen Erwartungshaltung an ein Buch zu gehen, kann Fluch oder Segen sein, aber ich glaube nicht, dass es meine Erwartungshaltung war, die gerade den Anfang sehr schwierig gemacht hat. Es fällt mir umgekehrt aber auch schwierig, richtig auf den Punkt zu kommen, warum ich diese Gefühle beim Einstieg hatte. Wir lernen Keaton und Kenna beide durch erste Kapitel kennen. Dabei erfahren wir auch von ihrer ersten Begegnung, aber ich weiß nicht, da kam nichts rüber. Auch wenn sie in ihrer Konsequenz viel über die spätere Entwicklung verrät, aber es war eine anstrengende Begegnung, die wir von beiden Charakteren mit viel Denken, aber wenig Dialog gefüllt bekommen. Niemeitz‘ Stil sieht immer mehr Gedankenbeschreibungen als Dialoge vor, das ist so, aber es gibt Momente, da wirkt es fast unnatürlich, das so auszusparen und das war hier definitiv der Fall. Abseits dieser Begegnung passiert zunächst relativ wenig, denn die Kapitel werden erstmal genutzt, um Keaton und Kenna in ihren jeweiligen Lebenssituationen und Gefühlswelten vorzustellen. Bei Keaton war ich wie erwähnt sehr gespannt. So interessant viele Puzzleteile waren, aber das große Geheimnis, das enthüllt wird, ich weiß nicht, es hat mich auf dem falschen Fuß erwischt. Es hat für mich in die bisherige Geschichte einfach nicht gepasst. Auch wenn es damit eine Geschichte mitten aus dem Leben ist, aber ich habe bis zum Ende keinen wirklichen Frieden machen können, auch wenn es in allen Konsequenzen beleuchtet wurde und für Keaton und Kenna in ihrer gemeinsamen Geschichte Sinn ergeben hat. Zudem hat es speziell bei ihm auch dafür gesorgt, dass ich ihn einerseits total, aber dann auch wieder gar nicht verstehen konnte. Kenna umgekehrt ist aber eine Protagonistin, die mich angezogen hat. Ich fand sie von Emmeline und Mari gesehen genau in der Mitte. Ich fand ihre Geschichte sehr berührend, ich fand es sehr nachvollziehbar, warum sie ihren Beruf gewählt hat, aber dass es sie auch nicht glücklich gemacht hat, weil sie nach ganz anderen Antworten sucht. Kenna war wirklich der Herzschlag des Buchs. Auch wenn ich Keaton ebenfalls mochte, weil er genauso echte Highlight-Momente hatte, aber er ist trotzdem eine Figur geblieben, die irgendwie tragisch ist und zu der man emotional unweigerlich etwas Abstand sucht. Dennoch haben die beiden als Paar irgendwann sehr gut funktioniert. Auch wenn ich finde, dass ein Teil der Handlung sehr an den zweiten Band erinnerte, siehe heimlicher Pakt, aber es ist dennoch eine ganz eigene Geschichte. Es ging holprig los, aber es wurde immer besser. Das ist sicherlich auch was sehr Positives, denn wenn etwas so bruchstückhaft losgeht, dann ist es echt kompliziert, den Funken irgendwann noch zu spüren. Aber das ist hier passiert, auch weil ich inmitten des ganzen Schmerzes einfach wieder Kenna hervorheben muss, die in sich so viel Vergebung trägt. Sie hat so viel getragen und sie hat mich echt begeistert. Das Gute war dann auch, dass Keaton das ab einem bestimmten Punkt nicht mehr von sich gestoßen hat. Das hat nicht sofort für ein Happy End gesorgt, aber zumindest für die Erkenntnis, dass sie nun auf einem emotionalen Level sind und begriffen haben, dass sie sich verdienen. In all dem war Niemeitz‘ Schreibstil wieder ein echtes Highlight. Wie sie all diese Sprachspiele immer findet. Für jedes Paar ist wieder was Neues dabei und das ist echt wunderschön. Fazit: Bei „Eternal Ending“ habe ich echt gedacht, dass ich es mehr mögen würde. Alles vom Marketing vorab hat mich gereizt und gehypt. Auch wenn die Geschichte immer besser wurde und damit aus der Reihe bei mir auf Platz 2 landet, aber Keaton hatte mehr Stolperfallen als gedacht und auch die Handlung hat mich an einem Punkt etwas negativ überrascht. Aber es wurde mit beidem bewusst gearbeitet. Ich kann als Individuum nicht alles von einer Autorin lieben, aber ich respektiere es sehr, wenn dahinter ein konkreter Plan steckt, der bis zum Ende konsequent durchgeführt wird. Und Kenna war ein echter Schatz, das war genau der Ausgleich, den ich brauchte, weswegen es keine Enttäuschung ist, aber ich hätte Keaton und Kenna gerne so wie Mari und Benedict geliebt.

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