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rapunzelxxl

Posted on 5.5.2025

Eine leise Vorfreude auf Band 2 Es gibt Geschichten, die berühren still – und solche, die laut in einem nachhallen. Gestern waren wir unendlich gehört für mich eindeutig zur zweiten Sorte. Dominik Gaida erzählt mit viel Feingefühl und psychologischem Tiefgang die Geschichte von Louis und Henry – zwei jungen Männern, deren Liebe auf eine tragische Probe gestellt wird, als ein Autounfall alles verändert. Louis erwacht am Tag danach – nur ist es wieder der Tag davor. Die Zeitschleifen-Thematik mag nicht neu sein, doch Gaida verleiht ihr eine besondere emotionale Schwere. Ja, einige Wiederholungen ziehen sich ein wenig, aber genau das macht Louis’ Ohnmacht so greifbar. Man spürt, wie zermürbend Hoffnung sein kann, wenn sie immer wieder enttäuscht wird. Besonders gelungen fand ich den Aufbau zwischen Gegenwart und Vergangenheit sowie die wechselnden Perspektiven – sie erlauben einen tiefen Einblick in beide Charaktere. Während ich mit Louis stark mitfühlte, blieb mir Henry emotional etwas ferner – was aber vielleicht genau das Dilemma der Geschichte ausmacht. Was bleibt, ist ein Roman, der nachwirkt. Kein seichter Liebesroman, sondern eine dichte, melancholische Reflexion über Verlust, Schuld und das große "Was wäre wenn". Wer bereit ist, sich auf schwere Themen einzulassen – inklusive einer Prise Übernatürlichkeit – findet hier ein stilles Highlight. 4,5/5 Sterne – und eine leise Vorfreude auf Band 2.

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