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marcello

Posted on 5.5.2025

„Burning Crown“ von Marie Niehoff war letztes Jahr ein echter Überraschungshit für mich. Dabei ging es für mich noch nicht mal wirklich um die Drachen, sondern um das Konzept, was Drachen-Sein dort bedeutet. Dazu war die Geschichte dicht und intensiv erzählt, sodass „Ashen Throne“ von mir sehr ersehnt wurde. Da ich Band 1 schon als Hörbuch hatte, war es sehr passend, dass es auch bei Band 2 möglich war, denn so konnte ich wieder mit Leonie Landa und Sven Macht in die Welt von Yessa und Cassim eintauchen. Es hat mir auch erneut gut gefallen. Ich bin dieser Reihe wohl auch maßgeblich durch die Stimmen verfallen, sodass es wenig verwunderlich auch hier wieder sehr rund war. Dennoch muss ich sagen, dass „Ashen Throne“ für mich leider erst in der zweiten Hälfte inhaltlich das angeboten hat, was ich vom ersten Teil lieben gelernt habe. Zunächst bin ich aber gut in die Geschichte gestartet. Wir setzen unmittelbar am Cliffhanger aus Band 1 ein. Da auch nicht zu viel Zeit beim Hören vergangen ist, war ich sofort wieder im Geschehen drin. Zumal auch das Figurenrepertoire nicht übermäßig groß war und das World Building noch bewusst eng gehalten. Das hat es in jedem Fall erleichtert, auch ohne wiederholende Elemente sofort wieder gefesselt zu sein. Nach dem starken ersten Kapitel zum Einstieg, da hat mich die Geschichte dann aber etwas verloren. Ich hatte den Eindruck, dass alles etwas zu sehr auf der Stelle verharrte und dass es vor allem um die Vertiefung der Beziehung von Cassim und Yessa ging. Die Liebegeschichte ist sehr wichtig für alles, auf jeden Fall, aber ich merke gerade bei Fantasy in letzter Zeit, dass es ein echter Spagat für viele Autoren ist. Wie viel soll es sein und wann ist es vielleicht zu viel? Eigentlich mochte ich das Tempo und wie viel Raum es einnimmt, bislang sehr gerne, aber die erste Hälfte von Band 2, da war es viel zu viel. Wenn ich die gesamte Handlung kenne, dann sehe ich natürlich, dass es auch auf etwas hingearbeitet hat und das in mehrfacher Hinsicht. Aber auch wenn ich immer ein Gesamtbild schätze und hinterher immer noch anders denken kann, so ist das konkrete Hörerlebnis in dem einen Moment damit nicht gleich vergessen und ich habe echt oft gedacht, wie bekloppt die beiden gerade sind. Es ging nur die ganze Zeit um Intimität und die Gefahr, was passieren könnte, aber es hat dennoch nicht interessiert. Umgekehrt finde ich aber auch, dass die Spannungselemente, die wir in der ersten Hälfte haben, auf jeden Fall moralisch grenzwertig waren. Fantasy soll brutal, echt und schonungslos sein dürfen, auf jeden Fall! Aber gerade Romantasy, da fangen für mich schon die Einschränkungen an, zumal die Zielgruppe auch durchaus jüngere sein werden. Dementsprechend gab es zwei zusammenhängende Handlungselemente, die mich doch etwas skeptisch gemacht haben. In einem Krieg und wenn es ums Überleben geht, dann ist Moral nicht unbedingt das, auf was man gucken kann, aber ich weiß nicht, mir war es etwas zu heftig und vor allem im Nachhinein mit zu wenig Gedankengängen und Aufarbeitung. Als wir dann aber in die zweite Hälfte gekommen sind, da passte für mich wieder viel, viel mehr und ich bin echt froh, dass sich nach den Enttäuschungen das Gefühl wieder einstellen konnte. Nachdem Cassims Geheimnis einmal heraus ist und wir vor allem die Welt von „Dragenbound“ noch einmal enorm erweitern, da gab es wieder so viel zu entdecken, da habe ich mich wieder besser mit Yessa identifizieren können und da wurde durch Cassims Perspektive auch viel besser deutlich, was er empfindet. Seine Geschichte wird überhaupt entschieden um Informationen ergänzt und somit gab es viele neue Puzzleteile, die neue Facetten ermöglichen. Damit ist dann das Potenzial für Band 3 auch wieder sehr hoch, weil man jetzt auch wirklich sieht, was der Plan sein wird und das wir an genau den Punkt kommen, den Cassim und Yessa beide beeinflusst haben und auf den sie, ohne persönliche Anwesenheit des Antagonisten, immer hingearbeitet haben. Fazit: „Ashen Throne“ hat mich Nerven gekostet. Auch wenn es insgesamt wieder ein echtes Erlebnis war, aber ich fand die erste Hälfte echt zäh, teilweise fragwürdig und damit auch als Enttäuschung nach meiner Begeisterung für Band 1. Aber am Ball bleiben, lohnt sich auch schon mal und so war die zweite Hälfte dann wieder all das, was ich mir versprochen habe. Ich bin sehr hoffnungsvoll für einen explosiven Abschluss, aber trotzdem schade um das schwache 2.1.

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