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scouter

Posted on 3.5.2025

Christina weiß im ersten Moment gar nicht, wo sie sich befindet, und dann wird ihr auch noch ein Baby gereicht von einer Krankenschwester. Im Krankenhaus kann man sich die ablehnende Haltung der Frau überhaupt nicht erklären. Als Mutter und Kind dann auf einmal verschwunden sind alarmieren sie die Polizei, Doch die hat alle Hände voll zu tun, denn im Landkreis Wittmund droht eine große Katastrophe. So muss die Kriminalkommissarin Hannah Adams den Fall aufnehmen, da sie gerade neu ist in Wittmund. Außerdem ist noch Staatsanwältin Leyla Zapatka für den Fall zuständig, die auch neu in ihrem Amt ist. Das wird für beide Frauen eine große Herausforderung den Fall zu lösen und ihre persönlichen Schwierigkeiten zu bewältigen. Der Ostfriesland-Krimi „Deichschatten von Eva-Maria Silber ist ein Krimi, der ein sehr aktuelles und bedrückendes Thema behandelt. Die Hauptcharaktere Hannah Adams und Leyla Zapatka werden von der Autorin sehr gut dargestellt. Es sind Typen, die ihre eigen Geschichte immer mit sich herumtragen und das genauso, wie Christina, die mit ihrem Baby verschwindet. Es sind diese inneren Stories, die den Krimi spannend machen, weil der Leser hier in menschliche Abgründe schauen kann. Es ist auch eine große Portion Sozialkritik enthalten, wenn die Autorin über die Rolle einer Frau aus einer sozialen Unterschicht und die Behandlung von alten Menschen in einem Altenheim berichtet, Doch auch die Kriminalkommissarin schleppt einen großen Rucksack an Vorurteilen mit sich herum, den sie an der Staatsanwältin auslässt. Aber auch Leyla hat einen großen problembeladenen Rucksack, den sie mit sich herumträgt. Schön finde ich, wie die Autorin die Lösung für die beiden Frauen entwickelt und das ist, als ob es eine Schablone auf andere Situationen legt, die man auch lösen kann in dem man miteinander redet. Es ist genau der Knackpunkt im Roman, wo sich alles wendet. Es gibt noch eine Parallelhandlung, die sehr wahrscheinlich die Drucksituation für Hannah und Leyla noch mal erhöht, aber in meinen Augen ein bisschen too much erscheint. Auf jeden Fall steigt die Spannung bis zum Ende an und auch die Sprache unterstützt die Handlung sehr gut. Ich habe mich langsam in die Handlung hineingearbeitet und ich muss sagen, dass ich den Stil der Autorin mag, da sie in diesem Krimi auch die menschlichen Besonderheiten unter die Lupe nimmt. Ich mag es ganz besonders, wenn der Leser die Stories, die sich in den Köpfen der Hauptakteure abspielt, live mitbekommt, auch wenn das manchmal Kopfschütteln auslösen kann. Doch ich habe mittlerweile auch im richtigen Leben festgestellt, dass das schon in der Regel genauso geschieht, dass wir uns unsere eigenen Geschichten erzählen, ohne immer genau zu prüfen, ob diese auch stimmen. Ich finde den Krimi empfehlenswert.

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