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herbstrose

Posted on 2.5.2025

Eine jüdische Familie im Exil Fünf Jahre ist Isaac Helger alt, als er mit seiner Mutter Gitelle und seiner Schwester Rively nach Johannesburg zieht. Vater Abel ist seiner Familie schon vorgereist und betreibt nun dort eine Uhrmacherwerkstatt. Sie sind jüdische Einwanderer aus Litauen, wo es vor dem 2. Weltkrieg nicht mehr sicher ist. Familienangehörige, Schwestern von Mutter Gitelle mit ihren Familien, mussten sie zurücklassen in der Hoffnung, sie noch nachholen zu können und so vor einer Verfolgung zu retten. Ein großes Haus ist ihr Traum, in dem sie alle leben könnten. Isaak fühlt sich verpflichtet, seiner Mutter diesen schier unmöglichen Wunsch zu erfüllen. Als der schmächtige Junge von der Schule fliegt, arbeitet er zunächst sehr hart in verschiedenen Berufen, nur um den Anforderungen seiner Mutter gerecht zu werden. Er verändert sich allmählich, lernt Menschen kennen die sich Freunde nennen, und wird dabei stärker und beginnt sich durchzusetzen. Aber auch Südafrika bleibt vom Antisemitismus nicht verschont und für Juden wird die Einreise kaum noch möglich. In ihrer Not wendet sich Mutter Gitelle an Avrom, dem Besitzer einer Farm am Löwenfelsen, den sie ihren Neffen nennt. Er hat die nötigen finanziellen Mittel, die Verwandten in Litauen freizukaufen. Ob er helfen wird, die zurückgebliebenen Schwestern ins Land zu holen? … Kenneth Bonert, geb. 1972 in Johannesburg, ist ein kanadisch-südafrikanischer Autor mit litauisch-jüdischen Wurzeln. Im Alter von 17 Jahren emigrierte er mit seinen Eltern nach Kanada, wo er in Toronto Journalistik studierte und heute als Reporter und Schriftsteller lebt. „Der Löwensucher“ (2013) ist sein Debüt-Roman, der im selben Jahr den National Jewish Book Award und den Edward Lewis Wallant Award gewann und auf der Shortlist für den Governor General’s Award stand. Wir begleiten die Familie Helger über einen Zeitraum von 25 Jahren bei ihrem Versuch, ein friedliches und glückliches Leben zu führen und erleben dabei, was Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit anrichten können. Wir rätseln mit Isaac über das schreckliche Familiengeheimnis, über das seine Mutter eisern schweigt, und versuchen dem auf die Spur zu kommen. Der Schreibstil des Autors ist dabei flüssig und sehr gut lesbar. Er benutzt schöne sprachliche Bilder und versteht es, auch raue und brutale Szenen angemessen zu beschreiben. Interessant ist auch, dass er gelegentlich jüdische und afrikanische Ausdrücke verwendet, die auch am Ende des Buches in einem Glossar zu finden sind. Aufschlussreich ist ebenso die Entwicklung, die das Land wirtschaftlich und politisch in diesem Zeitraum erfährt. Wenn man auch das Ende der Geschichte versöhnlich empfindet, der sich daran anschließende Epilog berichtet realistisch von den Tatsachen. Fazit: Obwohl der Tenor des Buches überwiegend düster und melancholisch ist und auch einige detaillierte Gewaltszenen enthalten sind, ist die Geschichte dennoch lehrreich und durchaus lesenswert.

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