
marcello
Yulin Kuang ist in Hollywood als Regisseurin und Drehbuchautorin bereits etabliert, aber als Romanautorin ist sie bis „How to End a Love Story“ nicht tätig gewesen. Ich fand es interessant, als ich las, dass Kuang für eine kommende Emily Henry-Adaption das Drehbuch anfertigen wird. Eben diese Autorin war eine große Überraschung der letzten zwei Jahre für mich, dementsprechend klang alles wie ein Kreis, der sich schließen musste und gleichzeitig ist das Thema Hollywood, Serienproduktionen etc. immer etwas, was mich anzieht. Aufgrund der Verbindung zu Henry habe ich bei Kuang vor allem einen sehr ähnlichen Stil vermutet, das bedeutet, eine ordentliche Portion Humor und Lockerheit, ohne aber den Dramen des Lebens den Raum zu nehmen oder sie lächerlich zu machen. Dadurch war der Anfang von „How to End a Love Story“ schon ein gewisser Schock. Alles geht mit einem schweren Schicksalsschlag für unsere Protagonistin Helen los. Auch wenn da eine gehörige Portion Sarkasmus rauszulesen war, aber gleichzeitig ist es schon sehr echt und ein sehr komplizierter Start, der aber auch neugierig macht. Im Verlauf wurde dann aber auch deutlich, dass vielleicht ein gewisser übertriebener Ton anfangs Helens Schutzmechanismus auf die Welt ist, aber das verliert sich auch schnell. Danach würde ich Kuangs Stil als sehr ernst und sehr persönlich beschreiben. Aufgrund der großen Parallelen zwischen der Autorin und Helen, sowohl beruflich als auch kulturell, habe ich immer wieder gemerkt, dass es viel, viel Verarbeitung offensichtlich war. Aber keinesfalls als Abrechnung, sondern einfach als Bedürfnis, eine sehr echte Geschichte zu erzählen. Helen ist keine Figur, die man sofort und bedingungslos ins Herz schließen kann. Ihre Ablehnung Grant gegenüber ist lange hart und sie ist sich mit ihren Unsicherheiten selbst ihr größter Feind. Umgekehrt ist er eigentlich gleich die Figur, die einem näher ist, weil er insgesamt stabiler und mehr mit sich im Einklang wirkt. Umso überraschter war ich eigentlich, dass sich dieser Eindruck durch beide angebotenen Perspektiven verändert hat. Helen ist Kuang so nah, dass man ihr auch immer näher kommt. Helen ist auch am Ende keinesfalls die Figur, bei der man weiß, es gelingt alles leicht, nein, sie wird immer alles zerdenken, aber sie ist mir einfach sehr nahe, weil ich sie verstehe. Bei Grant waren die Ansätze sehr interessant, aber ich finde, dass seine Ausgestaltung irgendwann etwas abfällt. Da merkt man schon bald, dass es mehr um Helen und sie und Grant als Paar geht, aber sein Weg wird nicht mehr so konsequent dargestellt. Das Ungleichgewicht ist für mich definitiv ein Kritikpunkt. Hätte Kuang sich nur für Helens Perspektive entschieden, es wäre gar nicht so aufgefallen. Auch wenn die Handlung schon mal von übertreibenden Momenten geprägt ist, aber wie gesagt, Humor war nicht mehr das Erste, an was ich bei dieser Geschichte denken musste. Der Kampf in Hollywood, Helens persönliche Situation mit ihrer Schwester, das angespannte Verhältnis zu den Eltern, all das hat der Geschichte viel mehr Tiefe gegeben, als ich anfangs gedacht hätte. Aber ich muss auch gestehen, dass „How to End a Love Story” nicht immer überall die Konsequenz zeigt, die ich mir intuitiv gewünscht hätte. Das gilt vor allem bei der Gestaltung der Adaption von Helens Bestsellerreihe. Die Sequenzen im Writer’s Room waren vielversprechend, aber die genauen Abläufe fielen dann irgendwann ab. Die Handlung entfernte sich davon und ich habe es echt vermisst. Beispielhaft kann ich das an einem Moment aufzeigen, den ich auch nicht als wesentlichen Spoiler empfinde. Grant schreibt eine der Episoden und Helen scheut sich, das dazu gehörende Drehbuch zu lesen, weil sie etwas gespiegelt bekommen könnte. Das ist okay, aber letztlich wirkt es so, als hätte sie es nie gelesen, wobei das nicht sein kann. Da hat mir einfach eine logische Erklärung gefehlt. Da war also öfters etwas aufgebaut, was dann aber nicht erfüllt wurde. Denn die ganzen Ideen, die waren alle super. Zuletzt will ich auch noch ein paar Worte zur Liebesgeschichte verlieren. Für mich war es ein ziemliches Auf und Ab. Erst wirkte es etwas wie Frenemies to Lovers, dann passte auch das Spielchen. Aber es löste sich dann auf, aber nicht auf eine Art, bei der ich gut mitgekommen bin. Dann gab es echt tiefe, innige Momente, dann wieder viel Tempo, ausgelassene Momente, um die beiden besser zu verstehen. Unterm Strich hat mich dennoch alles mitgerissen, aber es war keine komplett weghauende Liebesgeschichte, dafür fehlte leider etwas Chemie. Fazit: „How to End a Love Story” ist das Debüt von Yulin Kuang als Romanautorin. Drehbücher und Romane sind einfach nicht dasselbe, das wird auch sie wissen, aber es wird sicherlich auch nicht einfach sein, diese eine Seite in sich abzustellen. Denn mein Eindruck war schon, dass es Brüche in der Handlung gibt. Man kann sich den Roman wunderbar als Film vorstellen, aber Bücher und Adaptionen sind oft sehr unterschiedlich, weil es nicht eins zu eins zu kopieren ist. Dementsprechend war es inhaltlich sehr interessant, es war überraschend ernst, mit wenigen lustigen Momenten, aber es war auch an manchen Stellen zu sehr an der Oberfläche verharrt. Jetzt bin ich gespannt auf Kuangs Adaption von „Kein Sommer ohne dich“.