
renee
Gedanken zum Frausein Eva Lohmann hatte mich mit ihrem Vorgänger „Das leise Platzen unserer Träume“ schon tief berührt. Und genauso gelingt ihr das mit diesem Buch hier, mit „Wie du mich ansiehst“. Johanna ist die Protagonistin in diesem Buch, eine Frau in den Vierzigern. Eine Frau in unserer Gesellschaft, die sehr auf Äußerlichkeiten aufgebaut ist. Eine Protagonistin, die die Veränderung, die die Jahre mit sich bringen, bemerkt und die mit der Möglichkeit spielt, diese Veränderungen medizinisch zu verbessern. Gedankengänge, die man denke ich zumindest gedanklich einmal durchspielt. Damit trifft Eva Lohmann einen Nerv. Denn dieser Jugendwahn, dem unsere Gesellschaft unterliegt, trifft uns. Wir beobachten die Falten, die grauen Haare, unseren Körper sehr genau. Wir cremen und färben und unterziehen uns Diäten. Wir optimieren uns. Wie kurz ist da der Weg zu medizinischen Eingriffen? Wie viele von uns nehmen diese in Anspruch? Manche schon in jungen Jahren. Und zu diesem Schritt kommt auch Johanna. Diese tiefe Falte, sie stört. Denn wie wird Johanna mit dieser Falte wahrgenommen? Bemerken sie die Männer noch? Oder wird sie unsichtbar mit den Veränderungen, die das Altern nun einmal mit sich bringt? Gedanken, die der Leserschaft sicherlich bekannt vorkommen werden. Man könnte natürlich sagen, dass man Frieden mit seinem Alterungsprozess schließen könnte. Aber tun wir das wirklich? Wir cremenden und färbenden und abspeckenden Wesen. Oder versuchen wir nicht immer wieder gängigen Schönheitsidealen zu entsprechen, die uns eine immerwährende Aufmerksamkeit in der Gesellschaft suggerieren? Die nächste Falle in den medizinischen Möglichkeiten ist das Wann hört man auf mit der Selbstoptimierung. Denn nach dieser Falte kommt die nächste oder ein anderer Ort am Körper, der zu verschönern wäre. Und damit eine Verlockung, vielleicht für manche auch eine Sucht, oder ein Druck von außen, der Reaktionen hervorruft. Wie gesagt Eva Lohmann trifft für mich einen Nerv mit ihrem Buch in dieser vom Schönheitswahn befallenen Welt. Aber nicht nur dieses Thema beackert Eva Lohmann in ihrem Buch. Denn dieses Schönheitsthema impliziert natürlich auch die Wahrnehmung der Weiblichkeit in unserer Welt, unsere Stellung in dieser patriarchal tickenden Welt. Und die Interaktionen, denen wir ausgesetzt sind. Wichtige Thematiken, die Eva Lohmann in ihrem Buch beschreibt. Und sie beschreibt sie mit ihrer sehr sympathischen Protagonistin Johanna, mit ihrer Tochter Rosa und ihrer Freundin und Geschäftspartnerin Ruby. Ein weiteres Thema ist Johannas Elternhaus, ihr Vater Karl ist verstorben, ihre Mutter hatte sich von ihrem Vater getrennt, lebt allein, hat mit ihrem Weggang auch Johanna verletzt. Das Beziehungsgeflecht der Eltern vergleicht Johanna mit der Beziehung zu ihrem Mann Hendrik, genauso wie sie Blicke wirft auf das Geflecht zwischen sich und ihrer Tochter Rosa und dies in Beziehung setzt zum Verhältnis zwischen ihrer Mutter und ihr. Interessante Gedanken. Und trotz der Vielzahl der Thematiken ein gelungenes Buch. Denn dieser mir sehr sympathische Charakter Johanna beschäftigt mich sehr, vor allem auch weil Johanna nicht vollkommen ist und mit ihren „Fehlern“ umgeht. In eine Aktion kommt. Und dies in einer ruhig erzählten Art. Gefällt mir sehr. Wie mir auch die Thematiken des Buches sehr gefallen haben. Denn diese Thematiken betreffen uns ja irgendwie alle. Lesen!