Profilbild von renee

renee

Posted on 28.4.2025

Dysfunktionale Familie Die Familie. Mutter, Vater, zwei Töchter, zwei Söhne. Eine vollkommen durchschnittliche Familie. Mitnichten. Sara Mesa durchleuchtet diese Familie, öffnet die Zimmer der Wohnung, erhellt die Dunkelheit darin, zeigt das, was niemand sehen soll, niemand sehen darf. Und dies passiert in einem grandiosen Ton, der von einem schwarzen Humor durchzogen ist, den ich feiere, den ich liebe. Denn diese äußerlich so perfekten Familien, sie haben dunkle Räume, in die niemand blicken sollte und die den perfekten Schein sofort zerstören. Ein hehrer Familienvater mit recht hohen Ansprüchen an das Leben und an seine ach so geliebten Mitmenschen. Von Empathie scheint er wenig, bis gar nichts zu verstehen, dafür baut er einen Druck auf, der Folgen hat. Denn natürlich regt dieser Druck den Widerspruchsgeist der Umgebung an, wie dieser Druck natürlich auch zerstört. Und natürlich lassen sich seine geliebten Familienangehörigen Auswege einfallen. Sara Mesa blickt auf die Familienangehörigen zu unterschiedlichen Zeiten, die in den verschiedenen Kapiteln chronologisch nicht geordnet erfolgen. Durch diese variablen Blicke und das zeitlich versetzt Geschilderte erfolgt ein intensiver und aussagekräftiger Blick auf die verschiedenen Familienmitglieder, auf das Gefüge innerhalb der Familie. Der Vater mit seiner Herrschsucht und seiner Manipulation beeinflusst das Geschehen massiv. Und die anderen Familienangehörigen reagieren. Von Sara Mesa ist auf den 256 Seiten des Buches „Die Familie“ eine perfekte Sezierung des Geschehens in ihrer Romanfamilie erfolgt. Der bissige Ton lässt das Geschehen für mich besser klingen, besser ertragen, denn dieser Vater, nun, der reizt mich schon massiv. Sara Mesa ist ein wunderbares Psychogramm der beteiligten Personen gelungen und das finde ich schon sehr bewundernswert, schließlich sind sechs Menschen in dieser Familie und das Buch hat „nur“ 256 Seiten. Dies muss man erst einmal schaffen. Von Sara Mesa kenne ich schon den Vorgänger „Eine Liebe“, ebenso ein sehr gutes Buch. Aber hier triggerte mich der Hauptcharakter massiv, so dass ich nicht so in den Genuss des Gelesenen kam. Das ist hier bei diesem Buch „Die Familie“ vollkommen anders. ich brannte lichterloh bei der Lektüre. Perfekt ausgeleuchtete Charaktere und ein dunkles Geschehen, was einerseits abstößt, andererseits aber auch ungeheuer fasziniert. Ein wunderbares Buch, ein 5 Sterne Kandidat, ein Lese-Muss. Also Leute, holt euch dieses Buch hier und bitte unbedingt Lesen. Ich habs geliebt, habs geliebt, habs geliebt!

zurück nach oben