
Annabell95
London Bridge London, 1749: Es herrscht reges Treiben auf der London Bridge. Trotzdem muss die frischverwitwete Juliana Hamley mit allen Mitteln um ihren Tuchladen kämpfen. Der Bau einer zweiten Brücke über die Themse bedroht die Existenz der alteingessenen Geschäfte auf der London Bridge. Viele Kunden zieht es zu günstigeren Händlern in die Stadt. Die Geschäfte gehen seit einiger Zeit schlecht und dann steht plötzlich auch noch ein Schuldeintreiber vor ihrer Tür. Juliana trifft zufällig auf den Straßenjungen Alder. Mit seiner Unterstützung steigt sie ins Schmugglergeschäft ein um ihre Existenz zu wahren. Doch sie müssen aufpassen, überall lauern stetig Gefahren erwischt zu werden. Sie trifft auf den neuen Gehilfen des Brückenmeisters. Doch kann sie ihm trauen? Die London Bridge und das Kapellhaus selbst, in denen die Geschäfte abgewickelt werden, brigen ein dunkles Geheimnis. Auf zwei Zeitebenen wird in wechselnden Perspektiven interessant und spannend die Geschichte der London Bridge und das Schicksal der Menschen, die auf der Brücke leben, erzählt. In dem Handlungsstrang um 1202 wird die Geschichte von zwei Schwestern erzählt, die Seherinnen sind und das Schicksal des Brückenbaus vorhersehen. Es ist spannend gemacht, denn man fragt sich die ganze Zeit, was dieser Handlungsstrang von 1749 zu tun haben könnte. Erst ganz zum Schluss wird das fehlende Puzzleteil zur Verbindung gesetzt. Der Schreibstil ist flüssig und sehr bildhaft. Er hat eine gewisse Sogwirkung. Viele historische Details über die London Bridge werden hier toll vermittelt, ohne dass es ausschweifend wird. Hier geht es nicht um den eigentlichen Bau der Brücke, sondern viel mehr um die Geschichte von Juliana. Ich hätte trotzdem gerne noch etwas mehr über den damaligen Brückenbau erfahren. Durch die sehr bildhaften Beschreibungen wurden die Charaktere sehr lebendig. Man hat schnell erkannt welche Charaktereigenschaft jeder Protagonist hat. Dabei gab es welche die einem sehr sympathisch waren, aber auch wiederrum unsympathische Charaketere, was sicherlich vom Autor bewusst gewollt war. Mir hat besonders die Entwicklung von Juliana gefallen, wie sich von der Witwe in eine starke, selbstbewusste Frau gewandelt hat. Äußerst spannend und ich habe hier regelrecht mit ihr mitgefiebert. Das Ende hat mir nicht ganz so gut gefallen. Hier war es mir ein wenig zu zufallsmäßig und es wurde nicht so ganz logisch und schlüssig erklärt. Da blieb die ein oder andere Frage noch offen, die ich gerne aufgeklärt gewusst hätte. Mein Fazit: Ein äußerst spannend erzählter historischer Roman um und auf der London Bridge. Er wirkte mit historischen Details absolut nicht überladen und hatte viel mehr den Hauptaugenmerk auf das Schicksal der Menschen auf der Brücke. Tolle und lebendige Charaktere, die man beim Lesen gerne begleitet hat. Eine ganz klare Leseempfehlung.