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*Liebevolle Irland-Hommage* Mit seinem Roman „Das ist Glück“ ist Niall Williams eine außergewöhnliche literarische Hommage an Irland und an das Leben in all seinen Facetten. Der Autor verbindet philosophische Betrachtungen, humorvolle und poetische Passagen gekonnte zu einer berührenden Geschichte über das Erwachsenwerden, über Gemeinschaft, Glauben, Tradition sowie über Liebe, Verlust und Vergebung, die gleichermaßen zum Nachdenken wie zum Schmunzeln einlädt. Mit einem warmherzigen Blick auf die Eigenheiten der Dorfbewohner und einer tiefen Verbundenheit zur irischen Kultur gelingt es Williams, den Zauber vergangener Tage einzufangen und uns auf eine atmosphärische Zeitreise mitzunehmen. Die Geschichte ist im verschlafenen irischen Dorf Faha Ende der 1950er Jahre angesiedelt. Es ist ein vom Wetter und zeitloser Beschaulichkeit geprägter Ort am Übergang zwischen Tradition und Moderne. Mit der Elektrifizierung kündigt sich nun ein Wandel für das fast ein wenig aus der Zeit gefallene Dorf an. Der 78-jährige Ich-Erzähler Noel "Noe" Crowe erzählt rückblickend über den für sein weiteres Leben prägenden Sommer seiner Jugend. Wegen einer Glaubenskrise hat der damals 17-Jährige kurzerhand das Priesterseminar verlassen und ist zu seinen Großeltern Ganga und Doudy nach Faha gezogen. Dort begegnet er Christy, der während der Elektrifirierungsarbeiten als Untermieter bei seinen Großeltern wohnt. Dieser geheimnisvolle, weitgereiste Mann mit bewegter Vergangenheit, dessen wahre Absichten sich erst allmählich offenbaren, wird für Noe zum Freund und Mentor. Während Noe erste romantische Gefühle entdeckt und beginnt, die Welt um ihn herum neu zu begreifen, sucht Christy nach Vergebung und innerem Frieden, indem er alte Wunden zu heilen versucht. Während das Dorf sich langsam verändert, entwickelt sich die fein verwobene Geschichte in einem bedächtigen Tempo und beleuchtet geschickt die kleinen Glücksmomente des Alltags und grundlegenden Fragen des Lebens. Williams’ Schreibstil ist poetisch, detailverliebt und oft verschachtelt. Zusammen mit feinen philosophischen Betrachtungen und einem subtilen Humor verleiht er der Geschichte eine ganz eigene, wundervolle Dynamik. Die Handlung entfaltet sich in einem gemächlichen Tempo, lädt zum Innehalten ein und eröffnet Raum für eigene Gedanken über die Essenz des Lebens. Williams versteht es, sowohl die Schönheit der irischen Landschaft in all ihren Nuancen, als auch die irische Mentalität eindrucksvoll einzufangen: ein Leben im Einklang mit der Natur, getragen von einer Gelassenheit und einer tiefen Verbundenheit der Gemeinschaft zu überlieferten Bräuchen und Traditionen. Ein besonderes Highlight ist die feinfühlige und vielschichtige Zeichnung der Charaktere. Williams gelingt es hervorragend, die Dorfbewohner von Faha mit all ihren Stärken und skurrilen Eigenheiten auf beeindruckende Weise lebendig, glaubwürdig und liebenswert zu porträtieren. Mit feinem Gespür für Details und einem ausgeprägten Sinn für Humor verleiht er seinen Figuren eine bemerkenswerte Authentizität, die für zahlreiche amüsante und berührende Momente sorgt. Ob nun Noes wundervolle Großeltern mit ihrer stillen Lebensklugheit oder der faszinierende Christy mit seiner bewundernswerten persönlichen Mission - sie alle verkörpern eindrucksvoll die Herausforderungen, Hoffnungen, Sehnsüchte und Glücksmomente, die das menschliche Leben ausmachen. FAZIT Ein humorvoller und berührender Roman über die kleinen und großen Momente des Glücks und eine wundervolle Hommage an Irland und das Leben! Ein literarischer Glücksfall voller Weisheit, Poesie und Warmherzigkeit – eine absolute Empfehlung für Liebhaber anspruchsvoller Literatur!