B. S.
Thomas Manns Zeit im Exil wird nicht greifbar Vorneweg Interesse an Thomas Mann und am besten schon Kenntnisse in Bezug auf sein Werk und sein Leben sollte man für "Heimweh im Paradies" auf jeden Fall mitbringen, ansonsten könnte es schwierig werden, bei der Stange zu bleiben. Es ist Thomas Mann Jahr und "Heimweh im Paradies" ist ein weiterer literarischer Beitrag dazu. "Der Zauberberg", "Die Buddenbrooks" oder "Doktor Faustus", um nur ein paar zu nennen, sind bekannte Werke Manns. Aber nicht nur literarisch ist Mann interessant, auch als Person fasziniert er. Thomas Mann lebte zur Zeit Hitlers und als dieser an die Macht gelangte, begab er sich ins Exil nach Kalifornien und schrieb dort gegen die Herrschaft der Nationalsozialisten an und machte sich Gedanken, wie ein Deutschland nach Hitler aussehen könnte. Ebenso hielt er Reden und war dort im Kontakt und im Austausch mit anderen Exilanten, wie z. B. Theodor W. Adorno, Bertolt Brecht oder Lion Feuchtwanger. Dabei schlägt ihm Neid, aber auch Bewunderung entgegen. Einblicke in die Zeit seines Exils von 1938 bis 1952 versucht Martin Mittelmaier in seinem Roman "Heimweh im Paradies" zu geben. Klingt vielversprechend, doch insgesamt hinterlässt der Roman bei mir gemischte Gefühle. Stellenweise konnte der Autor mich mit seiner Erzählung fesseln, häufig jedoch aber nicht wirklich. Die Erzählung ist teils zu stark verdichtet, teils zu ausführlich in seiner Beschreibung, dann wieder zu oberflächlich und obendrauf die Verwendung von unterschiedlichen stilistischen Mitteln - all das führt dazu, dass Thomas Manns als Person und seine Zeit im Exil wenig greifbar bleibt. Infolgedessen lässt sich der Roman schwer einordnen, mit mehr Hintergrundwissen zu Manns Wirken fällt es vielleicht leichter. Leider wurde das vorhandene Potenzial nicht genutzt, etwas mehr Seiten hätten dem Roman sicherlich gutgetan, um eine vielschichtige, differenzierte und lesenswerte Erzählung über Thomas Manns Zeit im Exil zu schaffen. Trotz oben genannter Schwächen sind jedoch auch interessante Passagen und Diskussionen enthalten, die die Gedanken, Ansichten und das Leben von Mann lebendig werden lassen. Eher für Liebhaber von Thomas Mann zu empfehlen.