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biancaneve66

Posted on 21.4.2025

Gegen Wut hilft nur Liebe Noah ist mit Anfang dreißig ein erfolgloser Künstler. Seine fast gleichaltrige Freundin Camilla verdient das Geld für das gemeinsame Leben, trennt sich aber schließlich von Noah. Sie hat sich mehr vom Leben erhofft und folgt daher ihrem Verstand. Noah will Camilla unbedingt zurückzugewinnen, koste es, was es wolle. Er trifft zufällig auf eine ältere Dame, die ihm einen Deal anbietet, einen sehr zweifelhaften allerdings. Denn sie will dem Künstler ein Vermögen vermachen, wenn er ihr einen Gefallen tut ... Am Cover das Gesicht einer Frau mit traurigen Augen, deren Kopf auf einen Polster gebettet ist. Dabei könnte es sich um Camilla handeln, oder aber um die ältere Frau in jüngeren Jahren; oder um eine andere Frau im Roman. Ein schlichtes Bild und doch einnehmend, wie alle Diogenes-Cover. Der Roman besteht aus drei Teilen, die jeweils in sehr kurze Kapitel gegliedert sind. Der Schreibstil ist sehr ansprechend, ruhig, mit detaillierten Beschreibungen und knappen Dialogen; und mit vielen Nuancen, die man zwischen den Zeilen erspüren darf. Alle Charaktere sind sehr realistisch gezeichnet. Man nimmt ihnen das Leben, das sie führen und auch ihre Denkweise ab. Noahs Verzweiflung ist zu spüren, nachdem er von Camilla verlassen wurde, und auch die Handlungen aller anderen Personen in diesem Roman sind nachvollziehbar. Daher weiß man gleich nach den ersten Seiten, worauf die Geschichte hinausläuft und wie sie enden könnte – zumindest glaubt man es zu wissen, weil die Geschichte einfach zu überzeugend vermittelt wird. Wären da nicht die vielen Wendungen in der Handlung, die einen immer wieder auf einen anderen Weg bringen, und die bisherigen Überlegungen zunichte machen. Suter geht sehr raffiniert an diese Geschichte heran: ein junger Mann will seine verlorene Liebe zurückgewinnen und würde alles dafür tun. Man versteht ihn, man versteht die Beweggründe der älteren Frau, auch die Konsequenzen von Camilla. Doch je weiter man in die Geschichte eindringt, desto klarer wird, dass nicht alles so ist, wie es scheint oder geschienen hatte. Sowohl Wut als auch Liebe aus dem Titel existieren in dieser Geschichte – und zwar in vielfältiger Weise. Dieser Roman bietet beste Unterhaltung, er behandelt verschiedene Themen wie Liebe und Gesellschaft, ist aber auch ein Kriminalroman. Ich gestehe, dies war mein erster Suter. Bleiben wird er es aber ganz sicher nicht. Hiervon will ich unbedingt mehr.

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