
gletscherwoelfchen
Als die Sättigungstaucherin Ellen Brooke das Taucherbasisschiff "Deep Topaz" betritt, rechnet sie mit einem routinemäßigen Einsatz, wie sie ihn im Laufe ihrer beruflichen Karriere schon oft durchgeführt hat. Gemeinsam mit fünf Männern wird sie einige Tage lang am Grund der Nordsee eine Ölpipeline reparieren und nach einem mehrtägigen Druckausgleich in einer kleinen Kammer wieder an die Oberfläche zurückkehren. Doch dieser Einsatz ist anders: Nach und nach werden die Taucher in der Kammer leblos aufgefunden. Und Rettung für die Überlebenden ist nicht in Sicht. Denn würde die Kammer geöffnet werden, würden die Druckverhältnisse das Leben aller Taucher auf der Stelle beenden... Nach dem vielversprechenden, beklemmendem Cover bin ich mit hohen Erwartungen an diesen Thriller gegangen. Ich habe mir einen packenden Locked-Room-Thriller erhofft, der mich so schnell nicht wieder loslässt. Und auch, wenn "Die Kammer" kein klassicher Locked-Room-Thriller ist (denn in diesem Locked-Room finden auch Außeneinwirkungen statt), habe ich dieses Buch binnen kürzester Zeit verschlungen. Dies lag an der für mich absolut gelungenen Kombination aus dem interessanten Thema rund um das Sättigungstauchen und allen damit verbundenen Einzelheiten sowie an der guten Spannungskurve, die diese Thematik optimal abgerundet hat. Will Dean leitet den Leser mittels einer Zeichnung eines Taucherbasisschiffs erstmals in die Thematik ein und eröffnet diesem im Laufe des Buches Stück für Stück mit einem neutralen, sachlichen Schreibstil die beeindruckende Welt der Sättigungstaucher, welche er anschließend mit einem Glossar abrundet. Ich hatte zuvor noch überhaupt keine Berührungspunkte mit dem Thema, konnte mir das Prozedere des Sättigungstauchens durch die Informationshäppchen allerdings schnell recht bildlich vorstellen. Gezwungenermaßen muss man sich im Rahmen dessen auch mit der Dekompressionskammer auseinandersetzen. Und genau an dieser Stelle beginnt der Roman, den Leser in seinen Bann zu ziehen. Seite für Seite taucht dieser in diese beengende Kammer ein, in welcher sechs Menschen auf kleinstem Raum und unter schwierigsten Bedingungen zusammenleben müssen. Schnell stand für mich so fest, dass dieses Setting den Thriller einzigartig macht! Die Sackgasse, in denen sich die verbliebenen Taucher nach dem ersten Vorfall befinden, jagte mir eine Gänsehaut über den Rücken und die Anspannung war förmlich greifbar. Im weiteren Verlauf ähnelt sich die Handlung an vielen Punkten und bietet nicht ganz so viel Neues, was ich von Thrillern so normalerweise nicht gewohnt bin. Denn üblicherweise bekommt man in dem Genre immer wieder ein paar Hinweise, um selbst Theorien aufstellen und mitraten zu können. Das war meiner Meinung nach hier gar nicht so präsent, für mich persönlich jedoch nicht schlimm. Denn statt den Leser mit einer durchgetakteten Handlung auf Trab zu halten, setzt der Autor hier auf die bedrohliche Atmosphäre als spannungstreibendes Mittel. Und das gelingt meines Erachtens nach äußerst gut! Die Anspannung der Protagonisten überträgt sich hier auf den Leser und man möchte immer weiter lesen und erfahren, wann sich diese Anspannung und Spannung denn endlich entlädt. Abgerundet wird das ganze mit den schaurigen Erfahrungen der Taucher, die noch ein wenig mehr Gänsehaut bescheren. Doch so gebannt ich vom Beginn und Hauptteil dieses Buches war, so enttäuscht hat mich letztendlich das Ende zurückgelassen. Ich persönlich mag offene Enden bei Thrillern überhaupt nicht. "Die Kammer" löst die Handlung am Schluss zwar auf, meiner Meinung nach aber ein wenig unbefriedigend und nicht ganz rund. Ich hätte mir an dieser Stelle sehr gewünscht, dass dem Schluss mehr Raum zugesprochen worden wäre. Nichtsdestotrotz hat dieser Thriller von Will Dean mir gute, spannungsgeladene und teils auch beklemmende Lesestunden beschert. Wer interessiert an der Welt des Sättigungstauchens ist und Lust auf einen packenden, klaustrophobischen Thriller hat, sollte sich "Die Kammer" unbedingt näher ansehen. 4,5/5 Sterne