
stricki
Infiltrierung und Anstiftung! In "See der Schöpfung" tauchen wir tief, tief ein in die Welt der Undercoveragentin Sadie, verfolgen minutiös wie sie die Welt einer anarchistischen, politisch aktiven Landkommune betritt um dort Unheil zu stiften. Denn Sadie, oder wie auch immer ihr richtiger Name lautet, ist Profi in Sachen Unterwanderung und Manipulation, es ist nicht ihr erster Auftrag. Und sie ist gut in dem was sie tut. Präzise, fast völlig emotionslos, perfekt vorbereitet, und mit hervorragenden Menschenkenntnissen geht sie völlig in ihrer neuen Rolle auf, stürzt sich in neue Beziehungen die ihr nützen, ungeachtet persönlicher Vorlieben oder Präferenzen. Schockierend! Und mit jeder Seite spannender steuert der Roman seinem großen Showdown entgegen. Rachel Kushner lässt sich Zeit, holt aus, um die Kommune und ihren großen Vordenker Bruno vorzustellen, der die Kommunarden mit langatmigen E-Mails überschwemmt, die auch Sadie, die sich eingehackt hat, immer mehr faszinieren. Oder ist es die krude Gestalt an sich, die viele kluge Gedanken teilt, Bruno der seine Zeit zwischen Laptop und Höhle verbringt während er das Leben der Neandertaler glorifiziert und lobpreist. Kushner schreibt großartig, modern, frisch und geschwätzig, smart und philosophisch. Auch die Charaktere der AktivistInnen-Szene sind gut getroffen, ohne dass sie diese der Lächerlichkeit preisgibt. Mein Lesehighlight: Ich konnte mich nicht satt lesen an dem, was Sadie alles "nicht sagt", Von mir eine klare Leseempfehlung und garantiert nicht das letzte Buch dieser Autorin.