
Kitty Catina
Wow, was für eine genial konstruierte Geschichte! Jahrelang habe ich auf einen neuen Roman von Justin Cronin gewartet und es hat sich absolut gelohnt, denn ich habe auch diesen wieder geliebt. Dabei bekommt man hier eine ganz andere Geschichte als in der Passage Trilogie und doch konnte ich einige stilistische Ähnlichkeiten erkennen. Hier wird man erst einmal in eine recht interessante Welt entführt, nämlich auf die Inselgruppe rund um die Insel Prospera mit ihren Nebeninseln Annex und Nursery. Prospera wirkt dabei auf den ersten Blick wie das Paradies, denn das Wetter ist immer angenehm, die Menschen scheinbar glücklich und jeder hat alles, was er oder sie braucht. Auf Annex hingegen lebt das Hilfspersonal, welches nichts vom Luxus abbekommt und für die Prosperaner arbeitet. Die Nursery ist der Ort, an welche die Prosperaner gebracht werden, sobald sie ihren Lebensabend erreicht haben, um als junger Mensch wieder von Neuem zu starten. Was dort allerdings wirklich geschieht, weiß niemand so richtig. Wie man sich denken kann, ist aber sowieso nichts so, wie es scheint und als der Protagonist Proctor Bennett eine mysteriöse Nachricht erhält, wird er in eine Geschichte verstrickt, die wahnsinnig komplex ist, voller Wendungen und manchmal auch ziemlich verwirrend. Aber das hat mir absolut nichts ausgemacht, schließlich habe ich am Ende auf alle meine Fragen eine durchaus logische Antwort bekommen. Allerdings ist dieses Buch gerade auch deshalb nichts, wenn man sich einfach mal ein bisschen unterhalten lassen möchte, denn man muss hier durchaus mitdenken, um alles vollends zu verstehen. Wichtig ist auch zu wissen, dass man hier eine Mischung aus Dystopie und Science Fiction bekommt, was am Anfang nicht wirklich klar wird, sondern erst im Laufe der Geschichte und bis dahin braucht man eventuell etwas Durchhaltevermögen. Aber auch das hat mich absolut nicht gestört, denn der Autor hat es geschafft, mir am Anfang erst einmal die Welt vorzustellen, die Charaktere und das Leben auf Prospera und auch Annex, was super interessant war, besonders und mysteriös, sodass es mir zu keiner Zeit langweilig wurde. Überhaupt ist die Geschichte wahnsinnig spannend, mitreißend und manchmal auch recht emotional. Sie ließ sich außerdem super weglesen, da der Autor einen richtig angenehmen, flüssigen und intelligenten Schreibstil hat. Dieser ist obendrein sehr bildlich, was es noch leichter machte, in der Geschichte zu versinken. Diese wird zudem größtenteils aus Proctors Sicht erzählt, wobei er hin und wieder auch die vierte Wand durchbricht, sodass die Geschichte wie ein persönlicher Bericht wirkt. Es gibt aber auch Kapitel, welche aus der personellen Sicht erzählt werden, wobei immer wieder andere Charaktere im Mittelpunkt stehen. Und auch die Charaktere, von denen es hier eine Menge gibt, fand ich allesamt sehr gut und vielschichtig geschrieben, wobei diese noch eine Besonderheit haben, die ich aber nicht spoilern möchte. Nur sei auch hier gesagt, dass nicht alles unbedingt so ist, wie es scheint. Was ich aber sagen kann ist, dass ich Proctor super gern bei seiner Reise begleitet habe, da er wahnsinnig menschlich wirkte, nicht heldenhaft, sondern ganz normal, mit Stärken, aber auch Schwächen. Ebenso wird mir wohl Thea im Kopf bleiben, welche Proctor lange Zeit begleitet und vor allem Caeli, welche eine Art roten Faden durch die Geschichte bildet und damit eine sehr wichtige Figur ist. Alles in allem fand ich dieses Buch einfach grandios, voller intelligenter und kreativer Ideen, außerdem super spannend und mal wieder etwas ganz Besonderes. Für mich ist es jedenfalls ein riesiges Highlight und ich kann es kaum erwarten, ein weiteres Buch des Autors zu verschlingen.